Samstag, 8. August 2015

Ein weiterer Mädelsabend

Die Tochter und ich haben gestern Abend die Gunst der Stunde genutzt. Ein weiterer Abend entre nous. Heute kehrt schließlich der Sohn resp. Bruder aus Paris zurück. 
Wir entschieden uns für Sushi, eingenommen beim Asiaten der Wahl im beschaulichen Dorf. Es gab auch wieder ausreichend Nahrung für die Ohren am Nebentisch. Linkerhand eine Gruppe Grauhaariger (selbstverständlich nur die Herren unter ihnen; die Damen in perfekt konserviertem Beach Blond), die sich wortreich über den Wein ausließen. Die Tochter animierte es zu der leicht maliziösen Bemerkung, ob sie wohl mitbekommen haben, dass sie sich nicht in einem französischen Restaurant befänden. Woher sie das bloß hat? Der Adipöse unter ihnen meinte im Verlauf des Abends mehrfach, er glaube niemandem, der erzähle, er laufe morgens früh um fünf um die Alster. Meine Vermutung war, er glaubt keinem, der Sport treibt. Eine klassische Vorlage, um der Tochter die Redewendung "Man soll nicht von sich auf andere schließen" nahezubringen. Rechterhand kam später ein portugiesisch-deutsches Paar mit Kind in der Karre. Wegen des geringen Sympathieaufkommens auf der linken Seite wandten wir uns hoffnungsvoll den Neuzugängen zu. Der Vertrauensvorschuss hielt, bis er lautstark seine Apfelschorle zurückgehen ließ, da diese seines Erachtens zu sauer sei. Es gipfelte darin, dass er sich die Flasche zeigen ließ, aus der der Apfelsaft in sein Glas kam. Derartiges Verhalten geht gar nicht, wenn man einen traditionell fremdschambesetzten Teenager am Nebentisch hat! Dem Wunsch des Paares nach der Rechnung wurde auch blitzschnell entsprochen. Irgendwann zahlten auch wir bzw. ich.
Auf dem Nachhauseweg büßte unser Dorf einiges seiner Beschaulichkeit ein, als unweit hinter uns mehrfach die folgenden alkoholgeschwängerten Worte skandiert wurden: "Du bist nicht der Vater von der Kleinen!" Ein Blick nach hinten zeigte: und das ist auch gut so. Das Geschrei kumulierte, von beiden Seiten. Er: "Fick' deine Mutter!" (Wie bitte soll das gehen?) Sie: "Was sagst du über meine Mutter, du Hurensohn?" (Hallo?! Im Grunde seid ihr euch doch einig.) Sie weiter: "So! Jetzt hole ich die Bullen!"
Am Ende fragte die Tochter: "Was ist heute bloß los?" Meine Erklärung mit stellaren oder kosmischen Konstellationen befriedigte sie nur bedingt. Mich genau genommen auch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen