Donnerstag, 20. August 2015

In Trauer

Ein Held meiner Kindheit ist gestorben. Ich bin unglücklich. Auch wenn mit 93 Jahren irgendwann daran zu denken war.  Egon Bahr. Ich fand seinen Namen allein großartig. Acht Buchstaben für Vor- und Nachnamen zusammen. Die waren allein für den Nachnamen verbraucht. Und wie er redete! Wie jeder normale Mensch. Mit Berliner Zungenschlag. Nicht wie angeberische Rheinländer, aber auch nicht bemüht-berlinernd wie viele Ost-Berliner. Doch was für uns West-Berliner Kinder am allerbesten war: er hat uns die Ostverträge gebracht. Gut, Willy Brandt machte den Kniefall, aber die Hauptarbeit hat doch Buddy Egon erledigt. Im Auto mussten wir anschließend nicht schon in Dreilinden quengeln, ob wir bald bei den Großeltern in Bonn angekommen seien, sondern fingen erst nach Helmstedt damit an. Die Kassetten (Ring of Fire, Neil Diamond, Iron Butterfly, Hits des Jahres '72) reichten damit fast ohne Wiederholung für die gesamte Fahrt.
Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass jetzt Egon Bahr und Johnny Cash - wo es auch sein möge - nebeneinander sitzen, ein Gläschen trinken und wie wir damals im Duett singen: "Ei Fell intu e börning Ring off Feier... End itt börns, börns, börns, ßett Ring off Feier..."

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