Samstag, 31. März 2018

Karfreitag

Selten habe ich mich so zeitgemäß gefühlt wie in den letzten Tagen. Tendenziell neige ich nicht dazu, jeden Trend mitzunehmen, aber derzeit spiele ich mit. Mit meinen Zentnern veganem Kram passte ich beim Einkauf am Gründonnerstag perfekt in die letzten Ausläufer der Fastenzeit. Zugegeben, unter den erstandenen Waren waren auch Käse und Eier, die ich in vorauseilendem Gehorsam besorgte. Als ich mit meiner Last nach Hause kam, fragte mich der Sohn: „Ist der Käse vegan, der sieht so scheiße aus?“ Das rein optische Manko schien die Tochter jedoch nicht davon abzuhalten, ihn in der Folge relativ schnell zu verhaften. Mein Verhalten am Karfreitag blieb weiterhin zeitgemäß: ich beschloss, Buße zu tun und mich mit Wohnungsreinigung zu beschäftigen. Zugegeben, ich war nicht da, wo es wehtut. Die verwrasten Küchenlampen in vier Meter Höhe habe ich nicht bearbeitet. Beim Durchwischen tauchte der Sohn auf. Er wunderte sich, warum ich nicht bei der Arbeit sei (als ob ich das nicht auch zuhause gewesen wäre!). Ich klärte ihn auf. Wie, er könne sich auch kein Getränk bei Edeka besorgen? Nein, der höchste protestantische Feiertag eben. Dass der Sohn daraufhin nicht „Protestantismus, am Arsch!“ ausrief, ist wohl nur seiner guten Erziehung zuzuschreiben. Jedenfalls ließ er sich anschließend (wieder einmal) darüber aus, dass das die langweiligste Religion der Welt sei. Selbst die katholische Kirche sei mit ihrem konsequenten und großflächigen „Kinder-Diddeln“ spannender. Die klassische Karfreitagskonversation also.
Allein der Sonnenschein passte nicht in die generelle Ausrichtung des Tages.



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