Freitag, 16. September 2016

Nachdem sie durch Schwetzingen gegangen war


Als ich gestern Abend beseelt nach Hause kam, holte ich schnell noch die Post aus dem Briefkasten. Meine Stimmung war hervorragend. Kein Wunder nach der Onno Viets-Lesung und der Tatsache, dass der große Frank Schulz mich beim Signieren nicht etwa nach dem Namen fragte, sondern nur wissen wollte, ob es Anja oder Antje sei. The Story of My Life.
Ich legte die Post ungesehen auf den Küchentisch, verrichtete noch die üblichen Hygienemaßnahmen und ging selig zusammen mit meinem Onno Viets ins Bett.
Am Morgen fragte mich die Tochter, wo Schwetzingen liege. Ich fragte mich und sie, warum sie sich das fragte. Weil der Brief aus Schwetzingen komme. Ich sah mir einen großen Umschlag daraufhin an und erkannte die Handschrift meiner Mutter. Nichts gegen Spargel, aber meine Eltern wohnen zum Glück nicht in Schwetzingen. Wie sie auf die Annahme komme? Na, es stehe doch darauf. Unwirsch deutete die Tochter in Richtung Brief. Morgens gehört Sehen nicht zu meinen Kernkompetenzen. Endlich entdeckte ich eine Briefmarke zu Ehren besagter Stadt. Ja, man muss Digital Natives darüber aufklären, dass das Motiv des Postwertzeichens nicht gleichbedeutend mit dem Herkunftsort ist! Der Umschlag enthielt eine Einladung zu Opas Geburtstag. Sie zierte unter anderem ein Foto des angehenden Jubilars. Dies bzw. Opa wurde von den Kindern unisono als "fresh" bezeichnet. Sie sind sehr stolz auf ihren jugendlichen Großvater. Weshalb der Sohn auch meinte: "We gladly accept." Die Christel von der Post mag tot sein, mitteleuropäische Höflichkeitsformeln beherrscht die Jugend wohl noch.

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