Dienstag, 13. September 2016

Montagabend

Es hätte ein Abend wie jeder andere werden können. Der Sohn sang den Refrain von "Purple Rain" mit: "Kurt Cobain, Kurt Cobain...". Auf meine Verwunderung über den Freestyle-Text antwortete er: "Wieso? Passt doch. Zwei Tote vereint.". Bestechende Logik. Da wollte ich nicht kleinkariert einwerfen, dass zwischen ihren Todestagen 22 Jahre liegen und dass Kopfschuss-Kurt schon immer zehn Jahre jünger war als Prince.
Weniger normal dann die Anfrage der Tochter, ob ich ihr mal einen Lappen bringen könne. Auf meine Frage nach Art und Ausmaß des Lappens wurde mir das Grauen zugetragen: ausgelöst durch einen Hustenanfall - sie ist wieder einmal schwer erkältet, hat aber gaaaar nichts mit dem Rauchen zu tun! - musste sie spucken und traf leider ihren Papierkorb nicht ganz (realistisch betrachtet: fast gar nicht). Den Zweckoptimismus habe ich wohl vererbt, denn sie freute sich, jetzt gehe es ihr besser. Ich trug Feudel herbei, begann beim Eintritt in ihr Zimmer mit dem Würgen und schaffte es gerade noch, das Fenster aufzureißen. Ich sei wie ihre Freundin, meinte sie, die müsse auch spucken, sobald sie Erbrochenes sehe. Ihr selbst mache das ja nichts aus. Da kommt sie nach ihrem Vater. Über den ich häufig nichts Gutes zu sagen habe, aber um diese Störfälle der Kinder kümmerte er sich immer klaglos. Ich klärte die Tochter auf, es liege weniger am Anblick als mehr am Geruch. Man lernt in der Schule auch nichts fürs Leben.

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