Sonntag, 18. Oktober 2015

Keine Zeit für Bedenken

Gestern rief mich der Sohn während der üblich extensiven Einkaufstour an. Ich befand mich schwer beladen in der U-Bahn zwischen Ritterstraße und Wartenau. Ich rechnete mit der Frage "Was gibt's zu essen?", höchstens in der Variation "Was gibt es Leckeres zu essen?". Und doch, sie schaffen es immer wieder, ihre Mutter zu überraschen. Die Frage lautete: "Hast du einen Füller?" Alte Schule, die ich bin, dachte ich einen Moment, er wolle Dankeskarten für seine Geburtstagsgeschenke in Sonntagsschrift schreiben. War natürlich Quatsch. Stattdessen brauchte er angemessenes Schreibwerkzeug für seine Hebräischstudien. Gute Mutter, die ich bin, machte ich mich gleich bei meiner Heimkehr auf die Suche. Bei aller mütterlichen Liebe, meinen Füller wollte ich ihm nicht ausleihen. Der ist heilig. Zumal die Belastung der Feder durch einen Linkshänder doch eine deutlich andere als die durch eine Rechtshänderin ist. Am Ende fand ich eine Kalligraphiefeder und ein Tintenfass, die dem Zweck dienten. Wie ich später entdecken konnte, hatte der Sohn in schönster Schrift Worte wie "Shalom" in hebräischer wie lateinischer Schrift zu Papier gebracht.
Über das Tintenfass in seinem Zimmer mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist.

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