Mittwoch, 5. November 2014

Glauben

Auf wundersame Weise durchlaufen meine Kinder derzeit eine religiöse Phase. Beim Sohn vielleicht noch halbwegs nachvollziehbar, da er sich in einem katholischen Krankenhaus aufhält; bei der Tochter bleibt der Auslöser unklar. 
Es äußert sich unter anderem darin, dass beide Kinder unabhängig voneinander plötzlich das Vaterunser können und rezitieren. Woher der Sohn diesen hot stuff hat, bleibt mir verborgen. Die Tochter entdeckte Matthäus 6, 9-13 gestern Abend in der Chrismon-Beilage aus der Zeit. In dem ihr eigenen Ehrgeiz beschäftigte sie sich die gesamte Vorbereitungszeit fürs Abendessen damit, um es dann zum Essen - wahlweise mit halber Kartoffel oder Bulette im Mund, unser tägliches Brot gib uns heute - auswendig wiederzugeben. Wie schnell sie noch lernen!
Zu Beginn des Abends fragte sie mich, warum es statthaft sei, gegen den christlichen Glauben zu wettern, während man z. B. bei Islamkritik gleich als Rassist gelte. Anschließend irritierte sie mich mit der Frage, ob ich meine, dass sie in den Himmel käme, obwohl sie nicht an Gott glaube, wenn sie aber so täte als ob. Ich war mit dem Logikbruch so beschäftigt, dass ich zu antworten verpasste. Auch gut.
Die Beruhigung kam, als ich ihr zum Ende des Abends die letzten Zeilen des Vaterunser erklären musste (Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit). Was denn das bitte heißen solle? Nachdem ich mich daran versucht hatte, meinte sie: "Ach, das soll heißen, das Gott 'ne geile Bitch ist." Ob es mir sagen soll, die feministische Phase ist noch nicht vorbei?

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