Dienstag, 15. August 2017

Waren-Termin-Geschäfte

Gestern rief die Tochter aus, sie sei jetzt erwachsen. Das Attribut steht ihr eigentlich schon seit einigen Wochen zu: erst die Volljährigkeit, dann die hervorragend bestandene Reifeprüfung. An anderen Stellen teile ich ihre Einschätzung nicht unbedingt - vor allem wenn es um Haushaltsbelange geht. Aber diese überkritische Haltung behalte ich natürlich für mich. Ist es nicht eine der zentralen Aufgaben einer Mutter, ihre Kinder in ihrer Selbständigkeit zu bestärken? Die Initialisierung, die zu ihrem Ausruf führte, war jedenfalls die Tatsache, dass sie "ein Konto machen wolle". Mein Hinweis, der Fachterminus laute "eröffnen", wurde einem "Ja, ja" weggewischt; ob ich ihr dabei helfen könne. Konnte ich. Sie beschloss, erst einmal YouTube-Tutorials dazu anzusehen. Ob ich den Fernseher leise stellen könne. Was ich ignorierte (ältere Menschen hören nicht mehr so gut). Ich merkte stattdessen an, dass ich das Medium nicht für das geeignetste zur Informationsbeschaffung halte. Ach, was wissen Mütter schon? Mit der ihr üblichen Verve ging sie auch beim Thema Bank sehr mit ("Was? Man kann mit der Kreditkarte NICHT kostenlos Geld abheben?"). Dann gab es auch wieder nachdenkliche Momente: "Warum bekomme ich das Konto eigentlich kostenlos? Was hat die Bank davon?" Ich erklärte es mit Anfixen und Spekulationsmasse. Eigentlich rechnete ich fest mit Kapitalismuskritik. Doch die bleibt wohl aus, wenn es um die Finanzierung des eigenen Lebens geht. Irgendwann stand die Entscheidung. Und das Kind war erwachsen oder so.

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