Montag, 5. Juni 2017

Realitäts-Check

Und dann wurde es doch noch hektisch. In Aussicht auf unwirtliches Wetter am Vormittag des Pfingstsonntag schlug ich vor, mit der Verwandtschaft "Gimme Danger" zu sehen, der auf wundersame Weise genau zu diesem Zeitpunkt im Kino lief. Ich bin nicht bibelfest genug, um zu wissen, ob es zwischen der Geschichte Iggy Pops bzw. der Stooges und der Auferstehung des heiligen Geistes einen thematischen Bezug gibt. Die Tochter, trotz größten Interesses am Film, konnte mich leider nicht begleiten. Zu sehr ist sie dieses Wochenende mit der Verabschiedung ihres Freundes beschäftigt, von der man annehmen könnte, es ginge um eine sibirische Verbannung anstelle eines einmonatigen Drehs außerhalb Hamburgs. Der Sohn war ohnehin nicht zu motivieren. Mein Plan für den Vormittag sah vor, nicht allzu früh aufzustehen, in Ruhe eine Kanne Tee zu trinken und dann nach Ottensen aufzubrechen. War naiv, zugegeben. Irgendwann, als ich mich gerade mit einem Tee hinsetzen wollte, begann der Sohn das allseits bekannte Frageritual. Was es Leckeres zu essen gebe. Die übliche Reaktion auf "Brötchen" war: "Mama, was Leckeres!" Am Vortag hatte ich einen Anfängerfehler begangen: In meinem Bemühen, die Zutaten vor der töchterlichen Vernichtung zu verteidigen, hatte ich geäußert, irgendwann am Pfingstwochenende ein Pilotprojekt in Form einer veganen Lasagne kochen zu wollen. Der Sohn fand, nun sei der geeignete Zeitpunkt. Ich fand das weniger. Ich versuchte, ihm den Plan schmackhaft zu machen, ich gehe erst ins Kino, bringe dann die Verwandtschaft mit und wir essen gemeinsam die von mir zubereitete Lasagne. Er habe doch jetzt Hunger. Dann helfe ihm eine Lasagne in spe auch nicht weiter. Doch, so lange könne er warten, sie brauche ja nur ofenfertig zu sein. Ein, zwei Augenaufschläge und er hatte seine Mutter umgestimmt. Jahrelanges Training. In unerwartetem Zeitdruck machte ich mich ans Werk. 
Nur gut, dass ich die Verwandtschaft nicht nach dem Kino auf eine Portion Lasagne eingeladen habe. Es wäre peinlich geworden, denn der Sohn hatte sie komplett verhaftet (15 Nudelplatten, die übliche Menge Bolognese, gut Dreiviertel Liter Béchamel-Soße und 200 Gramm "Käse"; was Heranwachsende eben so brauchen) . Wenigstens weiß ich auf die Weise, dass sie geschmeckt hat. Zumindest ihm.

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