Freitag, 22. November 2019

Tag mit leichten Gebrauchsspuren, kostengünstig abzugeben

Wenn ein bestenfalls trüber Tag im November damit beginnt, dass ich vor einer ersten Tasse Tee alle Pflanzen von den Fensterbänken räumen muss, weil die Fenster im unteren Geschoss nun doch nicht von außen bearbeitet werden können, verspricht er nichts allzu Gutes. Wenn ich dann die gesamte Erde einer sehr hochgewachsenen Pflanze am Türrahmen strandend aus dem Topf katapultierte und breitflächig im Eingang verteile, möchte ich nur noch zurück ins Bett. Für einen langen Winterschlaf. Dann hilft auch nicht das schöne Bild der flimmernden Heizungswärme vor dem offenen Fenster, ähnlich wie bei heißem Asphalt in der Sommersonne. Denn sofort schießt mir in den Kopf, dass der Glaser auch gut die darunter liegende Heizung hätte ausstellen können, ehe er seinen Bock im Fenster aufbaute. Ich überlege, meinen Tee im Keller zu trinken. Doch dann beginne ich Gefallen zu finden an den Erzählungen des Handwerkers. Dass der Architektin (aus Gründen müsste ich sie eigentlich in Anführungszeichen setzen) im wesentlichen wichtig war, dass das verwendete Silikon „matt“, nicht glänzend ist und dass es die exakt passende Farbe zur Fassade hat („Sie wollte, dass ich Produkt XY verwende, weil die Farbe noch dichter dran ist. Damit habe ich keine Erfahrung, das verarbeite ich nicht. Meins hat jetzt auch noch die bessere Farbe.“). Wir klopfen uns auf die Schenkel. Außen, mitten in der Großstadt, ab mindestens zwei Metern Höhe. Am Ende fast schade, dass auch ich zur Arbeit muss.
Wenn ich am Abend nach getaner Arbeit in den trockenen Supermarkt flüchte und dort für einen baldigen Anlass eine Flasche Sekt besorge, von der mich der Preis bisher abgehalten hat, obwohl sie so hübsch aussieht, die ältliche Kassiererin die Flasche anerkennend dreht und sagt: „Die zeigt was, oder?“, hat der Tag es doch noch aus dem Dispo-Limit geschafft.

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