Donnerstag, 16. Mai 2019

Hamburg, Freude, 11°

Für einen kurzen Moment freute ich mich, den Teebeutel ausnahmsweise nicht im heißen Wasser versenkt zu haben. Bis ich feststellte, dass ich ihn neben die Kanne hielt. Das Wasser wollte sich farblich einfach nicht verändern. 
Ebenso kurz war die Freude über den sturmfreien Abend. Wusste ich zwar, dass der Sohn sich selbst für seine Verhältnisse zuhause den Magen ziemlich vollgeschlagen hatte. Er würde nicht wie sonst aus Hungergefühlen nachts von seiner Schwester nach Hause kommen („Lecker können sie nicht.“) und sich gegen 1 Uhr ein Pfund Nudeln oder ein Kilo Kartoffeln mit Soße zubereiten. Doch wie hätte ich die spontane Freiheit, abgerockt von einem Arbeitstag, nutzen sollen? Und dann das schlechte Gewissen: Bin ich eine herzlose Mutter, dass ich mir planbare, kinderfreie Abende wünsche? Ich denke nicht. Schließlich ist der gedachte Wunsch lange nicht so lieblos wie die Frage des Kindes, um wie viel Uhr genau ich denn aus dem Urlaub zurückkomme, damit er seinen Besuch an mir vorbeischleusen kann.

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