Mittwoch, 15. Mai 2019

Ein, zwei Wunder?

Nach zwanzig Jahren Mutterdasein sollte es mich nicht mehr überraschen. Doch dann passiert immer wieder genau das. Während wir fernsehen, frage ich den Sohn, woher Christian Pulisic eigentlich komme, und rechne mit einer Antwort wie Australien oder Kanada. Statt dessen meint er nur beiläufig: „Hershey, Pennsylvania. Da, wo die Schokolade herkommt. Du kennst doch die Hershey Bars, oder?“ Um sich dann wieder seinem Telefon zu widmen. Wieder einmal bin ich beeindruckt, was sich neben BIP-Ranking, Nationalfeiertagen, japanischen Vokabeln, französischen Liedtexten, NBA-Insights und Sonstigem alles in diesem Kopf befindet. Ich könnte sicherlich noch fragen, wie alt besagter Fußballspieler (oder irgendein anderer aus egal welcher Liga) sei und wie viele Tore oder Assists er in den letzten fünf Spielzeiten erzielt habe, und bekäme keine falsche Antwort. Kurz bevor ich beseelt denken kann, mindestens ein Wunderkind in die Welt gesetzt zu haben, fällt mir wieder ein, das es sich bei ihm um genau den Achtzehnjährigen handelt, dem nicht beizubringen ist, dass man Mayonaise-Gläser nach Gebrauch schließen sollte, dass die von ihm als „Käfer“ identifizierten Lebewesen auf dem Basilikum Blattläuse sind und dass man Spülmaschinen selbsttätig befüllen kann. Dann ist wieder alles normal.

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