Montag, 3. Dezember 2018

Preußentum reloaded

Vielleicht bin ich doch die ideale Arbeitnehmerin. Obwohl ich wochenlang ausgefallen bin. Das gesamte Wochenende schleppe ich mich - so wenig wie möglich - mit Schmerzen durch die Gegend. Selbst zum Saisonhöhepunkt eiere ich wenig groupiegemäß mit Stützen, die ich doch eigentlich seit Wochen in die hinterste Ecke verbannt hatte. Allenfalls der Drogengehalt in meinem Blut kommt dem eines klassischen jugendlichen Fans gleich. Wenn auch Ibuprofen nicht zu den typischen Modedrogen gehören dürfte. Aber wer weiß schon, was bei den jungen Menschen heutzutage hip ist? 

Doch zum kulturellen Highlight: Wir standen tatsächlich auf der Gästeliste („Antje von Garnier (Künstler)“). Meine Sorge im Vorfeld war also unbegründet. Die Lesung war toll, trotz der hohen Erwartungen an sie. Anschließend bekam ich eine nette (Erfolgsroman) und eine sehr nette Widmung (Anmut und Feigheit) in die jeweiligen Buchexemplare. Wiederum anschließend zog die Autor- (Top Act) und Groupie-Karawane weiter durchs Dorf, in die etwas weniger beschaulichen Ecken. Die Uhrzeit, bis zu der wir uns ins Bett aufmachten (getrennt, wohlgemerkt!), war dem Groupietum, nicht aber dem Angestelltenleben angepasst. Der Nachtschlaf reduzierte sich damit auf etwa vier Stunden. Der erste, zweite und dritte Blick in den Spiegel sagte: „Ich sehe aus, wie ich mich fühle.“ 
Egal, denn pünktlich zum viel zu frühen Montagmorgen ist der Schmerz in der Hüftperipherie nur noch ein müdes kleines Wimmern, dessentwegen ich mir albern vorkäme, zum Arzt zu gehen. Also stattdessen in die Galeere. Auf dem Weg dorthin murmele ich mantramäßig im Wechsel die Worte: „Heute Abend gehe ich um 18 Uhr ins Bett.“ und „Nie wieder trinke ich etwas - und schon gar nicht Wein zweifelhafter Provenienz.“

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