Sonntag, 23. Dezember 2018

Bonjour Tristesse

Es begab sich, dass ich wenige Stunden nach der Rückkehr in die hiesige Dunkelheit auf eine Geburtstagsparty eingeladen war. Schön, wenn man auch hier Lichtblicke hat. Während wir im Schweinsgalopp den Transfer zu unserem Anschlussflug gerade noch schafften, hatte mein Gepäck - wenig überraschend - weniger Glück. Es blieb noch etwas länger in Frankfurt. Anfangs fand ich es nicht weiter schlimm. Habe ich doch relativ viel Erfahrung mit verschollenem Reisegepäck und richte mich somit auf diese Eventualität ein. Erst nach und nach fiel mir auf, was ich doch ganz gerne sofort bei mir gehabt hätte. Unter anderem das Geburtstagsgeschenk für den Jubilar, das ich am Vortag nach viel reiflicher Überlegung flügelschlagend besorgt hatte. So ging es also im Räuberzivil und mit leeren Händen zur Party. Der Zufall wollte es - naja, nicht ganz -, dass die Geburtstagsfeier direkt unter der neuen Wohngemeinschaft der Tochter stattfand. Die wiederum zufällig am gleichen Datum ihre Einweihungsparty beging. Lange hin- und hergerissen zwischen Neugier und Nicht-Lästig-Fallen-Wollen traute ich mich schließlich doch nach oben. Dort traf ich neben der Tochter nicht nur den Sohn (der vorher schon die Einkaufshilfe für die drei WG-Genossen gab, weshalb seine Anwesenheit nicht allzu überraschend für mich kam) sondern auch meinen Neffen und meine Nichte. Die Tochter ist von jeher sehr integrativ. Als ich nach kurzer Führung wieder zur Stammparty gehen wollte, trug mir die Tochter auf, ich solle dem Vater ihres Mitbewohners sagen, wenn er auch auf der älteren Veranstaltung auftauche, er solle auch zur Besichtigung hochkommen. Da war es wieder, ihr integratives Bestreben. Ganz Dienstleister erfüllte ich ihren Auftrag. Besagter Vater stellte mich, wenn auch namenlos, so doch zumindest in meiner mütterlichen Funktion seiner Freundin vor. Diese Transferleistung war nicht allzu groß, da ich ja im Auftrag der Tochter agierte. Und wer kann sich schon diese blöden Namen merken? Wahrscheinlich um die Peinlichkeit zu überbrücken, begann er etwas unbeholfen Smalltalk. Meine Tochter habe also einen neuen Freund. Diesen Umstand hatte ich mir zwar schon gedacht, aber offiziell wusste ich noch nichts davon. Egal, die Situation erforderte Pokerface und verhalten bestätigende Reaktion. Beides gelang mir trotz ermüdender Reise, Gepäcklosigkeit und verstopften Ohren. Manchmal beeindrucke ich mich selbst. Andere sowieso.

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