Montag, 10. Juli 2017

Bockig kann ich auch

Es strengt mich an. Dieses an allen Stellen zur Schau getragene Engagement, das aber nur herausgeholt wird, wenn das Spotlight auf einen gerichtet ist. 
Als ob ich davon heute Abend nicht genug mitbekäme, wenn der Verflossene auf dem Abiball wieder einmal den engagierten Vater mimen wird, obwohl er weder Zeitpunkt noch Inhalt irgendeiner Prüfung für interessant oder wissenswert hielt. Von anderem wollen wir gar nicht erst reden.
Davor schon die Nachbarn, die den monatlichen Jour Fixe am Samstag verschoben haben, damit alle Mitbewohner demonstrieren gehen können. Auf "Die Gesinnungspolizei rät: Demonstrieren gehen" reagiere ich gewohnt ablehnend. Wenn ich bis dahin Interesse gehabt hätte, spätestens nach dieser Ansage möchte ich nicht mehr.
Und dann gestern das kollektive "Wir räumen die Schanze wieder auf", dem man sich nicht entziehen durfte, ohne in den Verruf zu kommen, asozial zu sein. Nach dem 1. Mai kommt doch auch niemand vorbei, um an den Hotspots für Ordnung zu sorgen. An ganz normalen Wochenenden entstehen dort ausreichend Graffitis, um eine Hundertschaft mit Wegrubbeln zu beschäftigen. Das kümmert schließlich auch keinen. Deswegen halte ich es wie zu Kindertagen: ich habe nicht mitgespielt, die anderen Kinder nicht einmal eingeladen, meinetwegen hätte niemand kommen müssen. Also räumte ich auch nicht auf. Ich setzte mich stattdessen lieber mit einem Buch in die Ecke.

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