Samstag, 18. Juni 2016

Tag 8

Überraschend wenig Publikum bei der Knallerpartie Spanien-Türkei. Unsere Hoffnung auf ein ausgeglichenes Spiel fand schon dadurch ein Ende, dass uns die Nachbarn mit türkischem Migrationshintergrund nicht unterstützten. So wird das nichts, Freunde! Dabei waren sie zuhause. Als ich nach Hause kam, stand vor mir ein Mann an der Haustür, klingelte bei besagten Nachbarn und wies sich mit den Worten "Ich bin's!" aus. Kein allzu trennendes Merkmal, so dass aus der Gegensprechanlage Nachfragen kamen. Die Ansage "Django!" erwies sich als Sesam-Öffne-Dich. Ich weiß, wie ich demnächst in unser Haus komme.
Meine Trauer über die Niederlage der Türken hielt sich in Grenzen, hätte ich doch 3:0 für Spanien getippt. Erfreulich außerdem, dass der Sohn uns mit seiner Präsenz beehrte. Er fand, der eingewechselte Bruno sehe aus wie ein Metzger oder Fleischereifachverkäufer. Der beisitzende Nachbar griff dieses Bild gerne auf und rief zum Spielende aus: "Morgens noch an der Fleischtheke, abends zur EM auf dem Platz." Und so alberten sie weiter. 

Ein Teil des Spirits muss die Nacht überlebt haben. Denn zum Frühstück gab die Brut nicht nur Zitate aus dem mir bisher unbekannten und wegen Erfolglosigkeit eingestellten TV-Format "Partybruder" wieder ("Auch eine schrumplige Chili ist noch scharf"), sondern überlegten sich auch das ekligste vegetarische Gericht. "Eier in Käsesoße" wurde es. Klinge nach einer Spezialität aus Sachsen, befand der Sohn, und ließ uns gleich an seinen entsprechenden mundartlichen Fähigkeiten teilhaben. Diese soll er auch heute Abend beim nächsten Österreichspiel einsetzen, als ORF-Ersatzmann.
Warum gelte ich eigentlich als diejenige, die die meisten Vorurteile haben soll?

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