Montag, 13. Juni 2016

Tag 3

Es lag etwas Silvester in der Luft. Wie lange noch, bis das Spiel beginnt? In die Zeitrechnung bin ich mit Noch-Zehn-Stunden eingestiegen. Ich habe dem Herrn zu danken, dass wir Fritz Walter-Wetter hatten. Sonst wären die Trikots meiner beiden Protagonisten wohl nicht rechtzeitig fertig geworden. So habe ich in der Wartezeit zusätzlich noch Fenster geputzt. Und das, obwohl ich nun wahrlich keinen Schwiegermutterbesuch mehr zu befürchten habe. Selbst wenn, ihre Hygienestandards liegen definitiv nicht über meinen, falls ich mich recht entsinne.
Im Zuge der aufgeregten Erwartung saß ich schon zur Tagesschau in der Gerd Müller-Gedächtnis-Halle. Allein. Mit den besonders miesen Nachrichten. Am Ende doch vollkommen egal, ob das Attentat islamistisch oder homophob motiviert war. Schrecklich so oder so. Zum obligaten Brennpunkt die ersten Mitseher. Zur Mannschaftsaufstellung folgten weitere. Selbst Grundschulkinder, die von Papa die Erlaubnis bekommen hatten, das ganze Spiel zu sehen - nicht nur die erste Halbzeit, wie ich als unwissende Mutter vermutete. 
Das Ergebnis täuscht über unsere Aufregung hinweg. Sie hat uns Jahre unseres Lebens gekostet. Wir sind uns sicher, dass mehr Gelbe als Weiße auf dem Platz standen. Die Kinder empörten sich hauptsächlich, wie "schmutzig" (vor allem die ukrainischen) Spieler seien.
Es steht übrigens zu befürchten, dass sich die Pläne eines Freundes, Spielerfrau eines Shkodran Mustafi zu werden, durch dessen großen Erfolg erschwert haben. Wie überall gilt: die Hoffnung stirbt zuletzt.

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