Sonntag, 19. Juli 2020

Inakzeptabel

Oftmals ärgere ich mich im Nachhinein, nicht konsequenter oder manchmal gar dreister meine eigenen Interessen durchzusetzen. Doch dafür scheue ich wohl die Konfrontation. Ich schlage nie mit der Faust auf den Tisch, ich sage nie „Du Arschloch!“, auch wenn ich es gar nicht mal so selten denke. Anpassung, Harmoniesucht oder einfach nur Feigheit halten mich davon ab, zu direkt unliebsame Positionen zu beziehen. Da finde ich es oft bewundernswert, wenn andere unbeirrt ihr Ding durchziehen, egal was die anderen denken. Doch meine Bewunderung kennt auch Grenzen. Dann finde ich meine Nicht-Hardliner-Haltung gar nicht so verkehrt. Sollte ich zum Beispiel jemals in die Situation kommen, zu einem Zusammensein der Nachbarn zu stoßen, mich und die anderen zu fragen, ob meine Anwesenheit erwünscht sei, darauf „Nein!“ zur Antwort zu bekommen, dann setzte ich mich nicht dazu. Doch wenn ich zufrieden mit meiner Art bin, liegt es am Ende leider nur daran, dass ich die Messlatte an der untersten Stelle angesetzt habe. Schließlich pflege ich anders als besagter Nachbar nicht, trotz fortgeschrittenen Alters - zugegeben attraktive - Nachbarskinder (im Alter meiner eigenen) zu belästigen, so dass sich diese am liebsten nur noch an der Wand entlang drücken, um nicht gesehen zu werden. Ich erteile übrigens hiermit den Freibrief, mich zu erschießen, sollte ich jemals so werden. 
Wenn wir am Tag danach zur Verarbeitung ebendieser traumatischen Nachbarschaftserlebnisse einen Sonntagsspaziergang unternehmen, ist es nicht fair, von ähnlich wenig wohlmeinenden Mitmenschen mit der Nase darauf gestoßen zu werden, dass bis Weihnachten auch nur ziemlich genau fünf Monate Zeit sind.



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