Dienstag, 11. Februar 2020

In Sicherheit

Wie das Wetter der letzten Tage war die hiesige Stimmung wechselhaft. Von Politischem will ich gar nicht sprechen. Erst fühlte ich mich im wesentlichen entnervt von den apodiktischen Sturmtiefankündigungen, zeitgleich und anschließend von den damit verbundenen Wortspielen („Die stürmische Sabine, haha!“; „Sturmfrei, haha!“). Dann am Sonntagabend fand ich es ganz gemütlich, drinnen zu sein, während draußen der Wind pfiff und Bäume verbog. Noch heimeliger schien es dem Sohn vorzukommen. Er meinte gestern früh, er könne sich nicht erinnern, wann er so gut und so lange geschlafen habe („Von 11 bis 8 Uhr!“). Als harmoniesüchtige Mutter habe ich ihn nicht darauf hingewiesen, dass der entspannte Nachtschlaf vielleicht auch daran gelegen haben könne, dass er ausnahmsweise nicht neben zentnerweise Elektroschrott wie Laptop, Bildschirm, PlayStation etc. auf der Matratze gelegen habe. Gestern dann war ich wieder genervt. Jedesmal wenn ich mich erdreistete, das Haus zu verlassen - was sich bei regelmäßiger Vollzeit-Berufstätigkeit am Montag selten vermeiden lässt -, bekam ich nasse Füße. Das liegt zugegeben auch am Zustand meiner Schuhe. Aber nicht ausschließlich, wenn einem der Sturm bei jeder aushäusigen Gelegenheit Regen, Graupel und Hagel  in die Schuhschäfte pustet. Als ob das nicht genug wäre, fand ich die Wohnung nach getaner Arbeit (mit nassen Füßen, Ehrensache!) leer vor. Im ganzen, eigenen (!) Anwesen kein Sohn anzutreffen. Dabei hatte ich mich um weitere Pfützen geschlängelt, um Brot zu besorgen und seiner Frage zuvorzukommen, was es Leckeres zu essen gebe. Anders als erwartet tauchte er auch im Verlauf des Abends nicht auf. Gegen Mitternacht war ich ausreichend besorgt und traute ich mich, vorsichtig anzufragen, wo er eigentlich sei. Auf meine Frage bekam ich natürlich keine Antwort. Immerhin konnte ich sehen, dass er anschließend online war, was mich ein wenig beruhigte. Aber nicht so sehr, dass ich entspannt schlafen konnte. Und das, obwohl ich einen Liter Schlaf- und Nerventee getrunken hatte. Der blöde Wind war aber auch laut! 
Sollte er heute Abend wieder auftauchen, wird meine Rache groß sein - wenngleich ich mich natürlich sehr freute, ihn wohlbehalten in Empfang zu nehmen. Mein Plan sieht vor, mir zum Abendessen anständig Fleisch und Eier zu braten. Und auf seine Frage, was es für ihn gebe, zu antworten, ich habe ja nicht wissen können, dass er vor Ort sei. Dazu immerhin ist mein müdes Hirn heute fähig. Außerdem zu dem zusammenhanglosen Gedanken, dass ich mich als nunmehr geschiedene, alleinige Eigentümerin einer Premium-Immobilie vor Heiratsschwindlern in Acht nehmen muss.

(Dann doch noch ein wenig Politik. Ich nenne es: „Hamburg vor der Wahl“)


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