Freitag, 10. Januar 2020

Wohlstand

In den letzten Tagen wurde am Boden des U-Bahnhofs Messberg, dem Namen nach einer der unreinsten Stellen Hamburgs, gearbeitet. Der Terrazzo-Belag der Unterführung wurde von einem gelblichen Mittelgrau auf ein etwas helleres, weißlicheres poliert. Als ich den Arbeiter sah, wie er den ansonsten tadellosen Boden Zentimeter um Zentimeter bearbeitete, musste ich wieder an Chișinău und seine Entsprechungen denken. Dort wird eine Unterführung auch dann nicht nachgebessert, wenn der Treppe kratergroße Stücke fehlen, in denen Passanten bei Dunkelheit (und die herrscht dort wegen fehlender Beleuchtung immer) den Tod finden können. Diese Reminiszenz brachte mich wieder auf den Gedanken, in welchem Reichtum wir doch leben, dass wir uns den Luxus leisten können, vollkommen funktionsfähige, wenn auch hässliche Bodenbeläge verschönern zu wollen. So kann selbst ein nass-grauer Januartag demütig stimmen. Und das, obwohl der ermattete Beagle mir die Möglichkeit zum Ausruhen nahm.



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