Donnerstag, 16. Januar 2020

Fame

Kurz bevor ich den Status wechsele, wird mir noch Ruhm zuteil. Ich kann mich seit Neuestem offiziell mit dem Attribut „Bekannt aus Print“ (ich weiß, „Bekannt aus Funk und Fernsehen“ passte aktuell besser) schmücken, denn seit gestern kann jede oder jeder meine ganzseitige Präsenz in der aktuellen Brigitte bewundern. Auch wenn das Foto auf der Seite nur etwa briefmarkengroß ist - die Älteren erinnern sich... Schon letzte Woche wurde ich von einem Kunden auf meinen Auftritt auf Seite 102 angesprochen. Da soll noch jemand sagen, Männer lesen keine Frauenzeitschriften.

Leider hilft mir die ganze Prominenz im Umgang mit dem Mitbewohner wenig. Auch wenn er - wie auch seine Schwester - für das Alter überraschend euphorisch auf meinen Printmedienauftritt reagiert hat, fordert er mich am Erstverkaufstag auf, ihm nach 22 Uhr noch „500g Reis zu kochen“ (er könne keinen Reis). Ich mache auf meine Unlust nach zehn Stunden Arbeit aufmerksam. Das Argument perlt an ihm ab. Grummelnd und halbherzig mache ich mich dennoch ans Werk, setze den Reis auf und begebe mich wieder aufs Sofa. Ein Anfängerfehler, denn der Sohn manipuliert an seinem Reis herum, verändert die Temperatur, rührt darin herum, probiert vorzeitig, befindet ihn für ungenießbar und wirft ihn in den Müll, ehe ich vom Sofa aufspringen kann, um das zu verhindern. Ich sage es als Mutter nur ungern, aber solange er seine Ungeduld nicht in den Griff bekommt, kann er wirklich keinen Reis kochen.

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