Dienstag, 8. Januar 2019

Auf Reisen

Selten genug gibt es Anlässe, das beschauliche Dorf zu verlassen. Am Sonntag war so einer. Genau genommen wurde das eigene Dorf lediglich durch ein anderes ausgetauscht. Und das Verrückte: beide liegen innerhalb Hamburgs. Die Reisedestination verbarg sich hinter dem S-Bahnhof „Mittlerer Landweg“. Mit etwas mehr Natur als zuhause hatte ich wohl gerechnet, aber weniger mit so vielen Pferden (und dem entsprechenden Geruch). Dass das bereiste Dorf historisch und architektonisch so spannend sein würde, hätte ich nicht gedacht. Am überraschendsten war allerdings der literarische Mehrwert. Nicht nur, dass uns der dort verkehrende Bücherbus eine neue Folge von Chefarzt Dr. Holl, einem Premiumprintprodukt aus dem Verlagshaus Bastei, beschied. Besagter Banger war eifrig durchgearbeitet worden, denn auf jeder Seite befanden sich unterstrichene Wörter. Mein Mitleid galt dem armen Äthiopier o.ä., dem dieses Werk zum Deutschlernen angedient wurde. Gibt es dafür keine anständigen Comics mehr? In der besuchten Wirtschaft fand ich dann noch die „Dorfzeitung Boberg Dezember 2018“, die auch viel Vergnügliches bereithielt. Neben der ansprechenden Titelseite überzeugte mich gleich die U2, gebucht von EDEKA Hebig mit dem vertrauenerweckenden Slogan „Vieles ist neu, aber unsere gute Seele bleibt!“, darunter ein Bild von Frau Hebig herself an der Highend-Kasse und der Subline „Unser Lieblingstag ist heute!“. Das ist ja wohl meilenweit entfernt vom EDEKA des Grauens. Schon schade, dass ich am Sonntag dort war. Schließlich ist jeden Freitag Lieferservice. Die Erkenntnis, die ich mitnehme: man sollte doch öfter andere Dörfer besuchen, es lohnt sich in vielerlei Hinsicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen