Dienstag, 21. Februar 2017

Ein Elend

Es ist doppelt traurig. Nicht nur, dass auf Seite 417 klar ist, dass das Lesevergnügen nicht mehr lange anhalten wird und danach nichts annähernd Lesenswertes gefunden werden kann. Zusätzlich stimmt der Inhalt des Arbeiterromans auch noch traurig. Achtung, Spoileralarm! Inge Schlosser ist gestorben. Es sind immer die Besten, die gehen.
Neben der Lektüre und den entsprechenden Verweisen gemahnte mich die heutige Deutsch-Vorabiturklausur der Tochter zum Thema Lyrik an Robert Gernhardt. "Sonette find ich sowas von beschissen..." Noch einer, der viel zu früh von uns gegangen ist. Ich erinnere mich an den Abend seiner Todesnachricht in der Tagesschau. Es war der 30. Juni 2006. Während der Fußball-WM im eigenen Land. Zum Viertelfinalspiel Deutschland gegen Argentinien. Die Tochter war gerade von ihrer ersten Klassenfahrt zurückgekehrt. Anders als ein Großteil ihrer Mitschüler brach bei ihr der Magen-Darm-Virus nicht schon vor Ort sondern pünktlich zur Rückkehr aus. Mein Lieblingsautor gestorben - und ich war damit beschäftigt, die Tochter rechtzeitig zum Eimer oder zur Schüssel zu expedieren. Zusätzlich mit dem eigenen Brechreiz zu kämpfen. Als ob das nicht genug wäre, musste ich auch noch den Buhmann spielen und ihr klarmachen, dass sie am Folgetag - anders als ihr Bruder - nicht am sechsten Geburtstag ihres Kindergartenbuddies teilnehmen können würde; selbst bei blitzartiger Genesung, die ihr unter den Umständen zuzutrauen gewesen wäre. Ehrensache, dass ich vom Spiel wie vom Elfmeterschießen nichts mitbekam. Spucken und Heulen waren präsenter. Später sah ich noch den blöden Frings, aber das war beileibe kein Trost. "Dich will ich loben: Hässliches, du hast so was Verlässliches..."

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