Samstag, 9. Januar 2016

Irgendwie ungerecht

Immer wieder bemängele ich die Hygienestandards in den Zimmern der Brut. Die Tochter hegt eine Ungezieferphobie und hortet dennoch hundegleich Lebensmittelreste in ihrer Höhle. Eine Diskrepanz, die ich nicht müde werde, lautstark und dennoch (oder vielleicht gerade deswegen?) nutzlos zu beklagen. 
Und was passiert?
Als ich gestern zum Kaffee nach dem Abendessen der Gesellschaft noch von meinen großartigen Heidesandkeksen anbiete, kriecht aus der Dose eine quicklebendige Made. Natürlich hatte ich dem Gebäck schon zugesprochen; zum Glück als Einzige. In einer panischen Geste, die mich selbst an Cary Grant im Maisfeld in "Der unsichtbare Dritte" erinnert, werfe ich mich zwar nicht auf den Boden, aber doch die Kekse mitsamt Dose in den Müll. Mich dauert der Verlust der schönen Dose, während die Tochter mehr den entsorgten Heidesand beklagt ("Die sind so lecker!"). Einzig mögliches Gegengift: eine Desinfektion mit Alkohol. Ich befrage die Hausbar nach einem möglichst hochprozentigen Getränk. Es stellt sich heraus, dass Cointreau und Grand Marnier genauso viele Umdrehungen haben wie Gin. Ich entscheide mich für Grand Marnier, der schmeckt pur am besten. Ich kippe großzügig in unsere Kaffeetassen. Die Tochter dagegen mixt ihn mit Vanillezucker und Traubensaft und findet ihren selbst kreierten Cocktail sehr süffig. Einen kurzen Moment bin ich in Sorge, weil ich das Kind zum harten Stoff verführt habe. Dann siegt die Vernunft: es geht schließlich um höhere Ziele, Hygiene und Schockbewältigung.

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