Samstag, 23. Mai 2015

Stadtkinder

Vielleicht gehören meine Kinder doch nicht in die Kategorie Dorfjugend. Vorgestern kam der Sohn abends nach Hause zurück und hielt mir aufgeregt ein schwummriges Foto auf seinem Telefondisplay entgegen. Auf dem Bild konnte man hauptsächlich eine Mauerecke und tropfenförmige Umrisse entdecken. Er skandierte: "Vor unserer Wohnung ist eine Ratte!". Seine Planung ging auf. Von seiner Schwester kam sofort das vorprogrammierte "Ih!". Sich an ihrem Schauder delektierend, forderte er sie auf, sich die Ratte selbst anzusehen. Was sie ablehnte. Ich war ob der Umrisse nicht hundertprozentig überzeugt von seiner Einschätzung und fragte ihn, ob es nicht auch eine Maus sein könne. Empört antwortete er, sie sei viel zu groß für eine Maus. Todesmutig und mit der Taschenlampenfunktion meines Telefons bewaffnet ging ich vor die Tür. Die Ratte stellte sich als Igel heraus. Das brüderliche Sprachrohr brüllte "Es ist ein Igel!" hoch in die erste Etage, wo sich die Tochter sicherheitshalber aufhielt. Auch hier die zu erwartende Reaktion: "Oh, wie süß!". Sofort kam die Tochter die Treppe heruntergerannt. 
Mir war es egal. Ich finde beide Tierarten gleichermaßen unhygienisch. 

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