Sonntag, 24. Mai 2015

ESC

Da der Damenstammtisch derzeit in alle Winde verstreut ist, "musste" ich gestern den ESC mit den Kindern sehen. Das obligate Buffet fiel etwas weniger opulent aus als sonst, da ich von meinen Kalorienfeldzügen durch diverse Supermärkte entkräftet war. Egal, wir saßen dennoch traut auf dem Sofa und erfreuten uns am zickigen Peter Urban ("Mama, es heißt sassy und nicht zickig!"). Schnell arbeitete sich ein festes Meinungsbild heraus. Einig waren wir uns in folgenden Punkten: dass England und Frankreich wieder keinesfalls weit vorne landen würden (die Tochter: "Aber Frankreich versucht es nicht mal."), dass Australien nun so gar nichts mit Europa zu tun habe (wieder die Tochter: "Das ist unfair - und dann sind die auch noch gut!") und dass Schweden überbewertet sei. Uneinigkeit herrschte jedoch in Bezug auf folgende Interpreten: Israel müsse weit nach oben, meinten die Kinder (der Sohn: "Jeremy Scott Schuhe, der kann nur gewinnen"), Armenien (die Tochter: "Das ist wichtig!"; irgendwann lernt auch sie vermutlich, dass der Zweck nicht immer die Mittel heiligt) und Serbien. Bei letzterem steigerte sich der Sohn in eine "Süß!"-Ekstase ob der Leibesfülle der serbischen Sängerin, in der er wie ein Kleinkind zum Fernseher rannte, um der beleibten Dame in die Wangen zu kneifen. Als später seine Freundin dazukam, wurde sie genötigt, den Schnelldurchlauf abzuwarten, um in den Genuss seines Lieblings zu kommen. Es ist ihrer (also: der Freundin) Größe zuzuschreiben, dass sie nicht eifersüchtig auf die voluminöse Konkurrenz ist.
Ein perfektes Psychogramm der Brut lieferte dann die Punkteauswertung. Zwar waren wir uns einig, dass die deutsche Performance keine Null Punkte verdient hatte, aber die Reaktionen meiner Kinder waren so unterschiedlich wie symptomatisch: der Sohn: "Die Pisser!"; die Tochter: "Das ist so gemein, sie tut mir so leid!". Und so ging ein langer Fernsehabend zu Ende, manchmal ist es doch nicht so schlimm, dass es abends zu kalt ist.

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