Montag, 31. Mai 2021

Wie ein Urlaubstag

Um endlich mal wieder etwas Verrücktes zu tun, hatte ich am Wochenende spontan Pläne. Eine wilde Fahrt über die Landesgrenze Hamburgs hinaus. Eine vergebliche Ticketbuchung zeigte mir zwar, was ich gut anderthalb Jahre nicht vermisst habe: die Bahn. Doch dank des freundlichen Angebots konnte ich noch spontaner umdisponieren und mit dem Auto der Nachbarin an die See fahren. An einen Ort, der verschüttete Kindheitserinnerungen hervorholte. Und mir die wahren Dimensionen des Walds, des ersten Hotels am Platz und des Strandes offenbarte. Deutlich kleiner als 1976 jedenfalls. Toll jedoch, wie viel kosmopolitisches Flair der äußerste Norden Deutschland versprüht. Nicht nur, dass an der Strandbude (die immerhin sehr ähnlich wie in meiner Erinnerung) aus der Nebenkabine der Toilette internationale Stimmen zu vernehmen waren: „Kommt jetzt no Pibbi oder machsch no a Stinker?“ Auch die Telekom begrüßte mich mit einem freundlichen, aber nicht ganz akkuraten „Willkommen in Dänemark!“. Für die größte Verwunderung konnte am Ende die große Freiheit - gar nicht in Hamburg! - sorgen. Möglich nur mit einem offiziellen Schnelltest, negativ versteht sich. Der für sich selbst genommen war schon ein Highlight. Während die meisten mit dem Fahrrad an die Saunahütte vorfuhren, wir gar zu Fuß dort aufschlugen, ließ sich die vermeintliche  M. von M.‘s Marketing von einem Jüngling in bester Platz-Für-Den-Landvogt-Manier im schwarzen Premium-SUV direkt vor die Holzhütte fahren. Zum Glück musste M. doch noch aussteigen, um in das Pappgefäß zu spucken. So konnten wir M. in voller Pracht bewundern. Wildlederne, honigbraune Milieuschuhe, graue Jeggins, unter dem enganliegenden weißen Shirt naturidentisches Holz vor der Hütte, ebensolches platinblondes Haar und ebensolche Fingernägel. Der Anblick alleine wäre genug gewesen. Aber dann noch ein kostenloser Test als Türöffner für das Unvorstellbare: Gastronomie, außen und innen. Dass ich das noch erleben durfte.



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