Donnerstag, 7. Januar 2021

Mein Freund, der Baum

In Zeiten wie diesen hilft es ungemein, einen geschmückten Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stehen zu haben. Gestern konnte ich nicht nur standesgemäß „Reyes“ feiern, indem ich am Abend die 29 Kerzen ansteckte, ich konnte anschließend auch kontemplativ auf die Lichter starren. Für einen Moment konnte mir gleichgültig sein, was in der Welt oder auf meinem Telefon passierte, denn ich befand mich inmitten spätweihnachtlichen Glanzes. Andere haben einen Kamin (der in unserer Wohnung leider nicht einzurichten war), ich habe einen Baum. Der Sohn war nicht ganz so feierlicher Stimmung wie ich. Er probierte lieber aus, ob die Kerzen wirklich nicht ausgehen, wenn er mit aller Kraft durch seine FFP 2-Maske pustet (tun sie nicht). An manchen Stellen merke ich eben doch, dass er ein paar Physiker in seiner näheren Verwandtschaft hat.

Im Zuge des verlängerten Shutdowns sollte ich überlegen, den Baum als Ausgleichsmöglichkeit auf jeden Fall bis Ende Januar bei uns zu lassen. Wen kümmert schon der versperrte Arbeitsplatz (beziehungsweise der nicht ganz so kommode Ersatz am Küchentisch) oder dass der Baum am Ende nicht mehr von der Hamburger Stadtreinigung abgeholt wird? Letzteres ginge ohnehin nicht problemlos, da er die zulässige Abhollänge von 2,50 Meter überschreitet. Ich rechnete sowieso damit, ihn kleingeschreddert in der Biotonne versenken zu müssen. Apropos: Was das Wohlbefinden überhaupt nicht fördert, ist das nächtliche Schrappen eines Schneeschiebers auf Kopfsteinpflaster. Es hält nämlich vom Schönheitsschlaf ab. Nutzlos ist es außerdem, wenn mindestens 90% des Schnees bis zum Morgengrauen geschmolzen sind und sich das norddeutsche Wintergrau wieder in voller Pracht präsentiert.

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