Dienstag, 26. Januar 2021

Beschäftigung

Heute soll mir die Arbeit helfen, meiner Aufregung Herr zu werden. „Danke für meine Arbeitsstelle... lalala...“ Leider ist es keine Vorfreude sondern Nervosität. Der Sohn hat am Morgen eine Operation. „Entfernung eines zystischen Tumors am Handgelenk“ stand auf dem Überweisungsschein. Als ich die Diagnose im Beisein des Sohnes laut vorlas und das angegebene „re“ professionell durch „rechts“ ersetzte, war er erstaunt. Er hatte sich schon gefragt, was die zwei Buchstaben zu bedeuten haben. Manchmal wirken die volljährigen Kinder wieder ganz klein. Aber das ist wahrscheinlich nur meine verblendete Mutterperspektive. Der Eingriff zwingt uns, früher aufzustehen. Was umso anstrengender ist, als ich ob meiner Sorge ohnehin schlecht geschlafen habe. Es war zusätzlich wenig hilfreich, dass die Tochter nachts wahlweise neben oder unter mir irgendwelche Videos mit laut blökenden, amerikanischen Stimmen hörte. So sehr sie sich auch freut, dass ihr Bruder ihr einen YouTube-Premium-Account spendiert hat, irgendwann muss doch dieses neumodische Internet mal leer geguckt sein! Immerhin war die Ruhestörung gut dafür, meine Gedanken von Vollnarkose, Wundschmerz und Ähnlichem weg zu kanalisieren. Dafür sollte ich dankbar sein. Überraschend finde ich nach längerer Überlegung, dass ein solcher Eingriff heutzutage ambulant vonstatten geht. Am Ende bedeutet es, dass ich neben mindestens acht Stunden bezahlter Arbeit ehrenamtlich Schwester Antje geben darf, vermute ich. Nicht weil der Sohn es forderte, sondern weil es die verordnete Nachsorge ist. Immerhin qualifiziert mich meine Müdigkeit für den Job. Ein Gutes hat die Operation: ich konnte den heute avisierten Besuch der vermeintlichen Architektin abwenden. Sie mag zwar eine Migränetante sein, die wenig Plan hat, aber wenigstens ist sie so gut erzogen, dass sie dem Sohn „alles Gute“ wünscht.

(Blumen bitte außerhalb des Krankenzimmers!)

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