Dienstag, 12. Januar 2021

Mal was Schönes

Der Übergang vom letzten Wochenende zur neuen Arbeitswoche verlief fließend, wenn nicht gar unbemerkt. Hätte das frühe Weckerklingeln eigentlich die Zäsur markiert, erwies sich der Alarm als unnötig. Ich war Montagfrüh (manche, mich eingeschlossen, sagten „Nacht“) ohnehin wach und wälzte Jobthemen. Selbst die bekannte Glascontainer-Leerung neben meinem Ohr an der Matratze konnte um 6:38 Uhr nichts mehr ankündigen, was nicht ohnehin klar gewesen wäre. Neben ein paar Stunden mehr oder weniger bezahlter Arbeit war das Wochenende geprägt durch Vorbereitung auf den ersten Saisonhöhepunkt des Jahres: den Geburtstag der Tochter. Nicht dass die Schnapszahl der Lebensjahre derzeit irgendetwas besagte. Daher versuchte ich, die allgemeine Freudlosigkeit zumindest in Sachen Tischdeko etwas aufzufangen. Wobei ich gestehe, die Farbgebung griff eher die Stimmung auf, als dass sie etwas gegen Tristesse täte. Erschwert wurde das Projekt durch eingeschränkte Besorgungsmöglichkeiten. Man kennt das. Bis Samstagnachmittag versuchte ich, Zutaten für meinen Plan einzukaufen. Den Rest des Tages und des Abends widmete ich mich dem Backen. Heidesand und Baumkuchen waren das Ziel. Für Letzteren hatte ich mir in den Kopf gesetzt, er solle golden werden. Das Goldpuder verteilte ich am Sonntag auf das Backwerk. Ordnung und weitere Dekobemühungen waren das folgende Projekt. Immerhin blieb als Ausgleich Zeit für einen Alsterspaziergang. Danach wieder der Frondienst. Mein schwerstes Unterfangen war dann, der Tochter - die mit einem Wintergeburtstag wirklich Kummer gewohnt ist - beizubringen, dass mich andere Verpflichtungen nicht in die Lage versetzen, vor 17 Uhr gebührend die Korken knallen zu lassen. Sie nahm auch das mit Fassung. Um meine wiederum war es geschehen, als sie vorsichtig fragte, ob eine Freundin zu ihrer orgiastischen Feier kommen dürfe. Was für eine Frage. Traurige Zeiten, in denen Kindern nicht ansatzweise Gäste gemäß ihrer Lebensjahre erlaubt sind. Und statt fetter, fetter Party Kaffeetrinken mit Muddie auf dem Programm steht. 
Unerschütterlich fand sie alles schön. Die eher spärlichen Geschenke und meine Dekoration: „Mama, der Disclaimer (ich könne dieses Jahr aus Gründen nicht adäquat für die Deko sorgen) wäre nicht nötig gewesen. Das ist der schönste Geburtstagstisch!“. Lediglich meine goldenen Zahlenballons waren nicht ganz ihr Stil („Das ist mir zu Instagram.“), aber ein schönes Detail fand sie sie trotzdem. Ich glaube, ich habe nicht nur die beste Tochter der Welt, sondern auch eine der genügsamsten. Und das schon seit 22 Jahren.



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