Dienstag, 1. September 2020

Passt alles

Vielleicht war ich einfach sprachlos und deswegen in der letzten Zeit stummer als sonst. Vielleicht war es einfach nur der Ärger. In jedem Fall passte alles zusammen. Grundbedingungen schaffte das Wetter, das vor der Zeit schon einmal Herbst spielen wollte. Als ob wir davon hier nicht mehr als genug hätten. Hinzukamen unerfreuliche Arbeitstage, die gekennzeichnet waren von Ignoranz, Ignoranz und Ignoranz. Dann folgte der ganze Quatsch in Berlin. Fast so sehr wie die eigentliche Veranstaltung ärgerte mich der mediale Umgang damit. Ja, das waren fast 40.000 Spinner und Spinnerinnen. Aber gebt ihnen doch mit den omnipräsenten Bildern nicht die Bühne, die sie mit ihren narzisstischen Störungen und ihrem anderen Wahnsinn so nötig brauchen! Es gibt schließlich - so hoffe ich - noch 81,6 Millionen vernünftigere Menschen in diesem Land. Empörend, berichtens- und anklagenswert finde ich nach wie vor, dass dieser Schwachsinn genehmigt, genau genommen: abgelehnt und dann wieder genehmigt wurde, während die Gedenkveranstaltungen anlässlich der Hanau-Morde unterbunden wurden. Das ist in meinen Augen das eigentliche Problem. Und es ist viel substantieller als die wirren Kundgebungen eines Promilles der Bevölkerung. Auch das Berufen auf Hoheiten der Bundesländer kommt mir in dem Zusammenhang furchtbar vorgeschoben vor. Großveranstaltungen, bundesweit bis zum Jahresende ausgesetzt - wie wäre es damit?
Wenn in dieser mentalen Gemengelage, sich am Sonntagmorgen um 8 Uhr der Sohn meldet, ob ich ihm einen Rückflug buchen könne, es gehe ihm nicht so gut, er wolle nach Hause zurück, er erkläre es mir da, ist die Stimmung im Untergeschoss des Kellers angekommen. Da kommt sie nicht heraus, wenn ich den anschließenden Vormittag damit verbringe, dem Drecksladen Ryanair ein Flugticket zu entlocken und das hiesige Umfeld zumindest gedanklich quarantänefein zu machen. Auch nicht, wenn ich anschließend der Tochter beim weiteren Um-/Auszug helfe und währenddessen auf kein Verständnis für meinen Ärger ob meiner spontan verlorenen Sturmfreiheit treffe („es geht jetzt mal nicht um Dich“ - ach ja, stimmt, das Schleppen und Hin- und Herfahren am Sonntag mache ich ja nur, weil ich so viel Spaß daran habe. „Dir dann noch viel Freude mit der 160x200 Matratze in der S-Bahn!“). 
Anhängerin einer Verschwörungstheorie gegen mich bin ich allerdings erst, seit die Getränkelieferung zweimal hintereinander misslingt, weil ich erstens nicht anzutreffen war (klar, Home Office!) und zweitens der Fahrer die Adresse nicht gefunden hat (klar, mit Navigationssystem, inmitten der zweitgrößten deutschen Stadt, die gerade im Zentrum bestimmt unglaublich schlecht kartografiert ist). Wenn das der Sommer war, freue ich mich richtig auf den Herbst.

(So soll ein Sonntagmorgen aussehen!)

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