Montag, 7. September 2020

So weit ist es gekommen

Nun werde ich also wirklich alt. Nicht nur in Ansätzen, ein bisschen vornean, sondern richtig. Diese Erkenntnis reifte (!) in mir nicht etwa, weil ich in Ermangelung anderer Blumen zum ersten Mal in meinem Leben Astern in den Balkonkästen gepflanzt habe. Das hätte ich wohl eher als klitzekleines Indiz verbucht. Nein. Ich habe heute Nacht auch zum ersten Mal in meinem Leben wegen Ruhestörung die Polizei gerufen. Gegen 2 Uhr wachte ich (!) davon auf, dass mindestens eine Person in fremden Zungen oder drogeninduziert unverständlich im Park nebenan herumkrakeelte. Als nach längerer Zeit immer noch nicht an Ruhe zu denken war, verzweifelte ich langsam. Schließlich ist ein Montagmorgen schon ohne Schlafdefizit schlimm genug. So überlegte ich, aus dem Fenster zurück zu schreien. Doch ich traute mich nicht. In meinem Schlafzimmer lebe ich ohnehin ziemlich exponiert - und war zusätzlich auch noch allein zuhause. Nicht alles an Sturmfreiheit ist gut. Nach langer Lösungsfahndung hatte ich die für die Uhrzeit bahnbrechende Idee, das Problem outzusourcen und 110 anzurufen. Rechnete ich mich bisher eher der „Ach, Du Scheiße, die Polizei! Welche Nachbarn haben kein eigenes Leben, dass sie sie so früh bei dem bisschen Party kommen lassen?“-Generation zu, gehöre ich damit jetzt wohl zur anderen, graueren Seite. Vor allem, da ich mich wirklich freute, als die Kontaktbereichsbeamten entgegen der telefonischen Ankündigung vergleichsweise schnell anrückten und für Ruhe sorgten, indem sie den/die Delinquenten mitnahmen. Viel ausgeschlafener als die Idee, die Polizei zu rufen, fand ich am Ende allerdings meinen Dreh, den Wecker auf eine Stunde später zu stellen. Netto stimmte die Zeit dann wieder.

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