Mittwoch, 2. September 2020

Verstanden

Es ist also wieder die Zeit des Jahres, in der es morgens schwer und schwerer fällt aufzustehen, weil sich die Welt außerhalb der Bettdecke kalt, dunkel und insgesamt unwirtlich präsentiert. In der ich mit offenen Schuhen zunehmend schief angesehen werde. In der der Balkon, egal wie gepflegt und gehegt, nicht mehr so richtig grün herüberkommt. In der ich mehr oder weniger bewusst in der Dauerschleife „Über Nacht“ von Element of Crime summe. „... und kaum, dass ich einmal nicht müde bin, ist der Sommer schon wieder vorbei...“ In der ich anfangen muss, mir Gedanken zu machen, an welcher Stelle alle Sommersachen überwintern sollen. Nicht dass ich von jeher eine besondere Freundin dieser Jahreszeit gewesen wäre. Ich glaube, das an der einen oder anderen Stelle bereits schon einmal vorsichtig angedeutet zu haben. In diesem Jahr trifft mich der nahende Herbstblues besonders schwer. Erstens weil meine diesjährige Zeitrechnung irgendwann im März steckengeblieben ist. Zweitens weil der normale Alltag auch in Top-Bedingungen derzeit ohnehin ein Kraftakt an Selbstmotivation ist; dazu braucht es garantiert kein schlechtes Wetter, Kälte und Dunkelheit. Einen positiven Aspekt der Situation mit Home Office und weiterhin reduzierten Sozialkontakten kann ich immerhin ausmachen: ich fühle mich seltener danach, anderen Menschen eine zu drücken, wenn sie mir dogmatisch wertvoll erklären, der Herbst sei die schönste Jahreszeit. Weil ich sie gar nicht erst treffe.



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