Samstag, 25. März 2017

Wiederum Wellness

Alle Jahre wieder steht Wellness auf dem Programm. Auch wenn in meinem Fall Beauty vielleicht noch dringender gewesen wäre. Man kann nicht alles haben. Wieder einmal schuf der Herr Tox vor Detox. Diesmal ist die toxische Belastung hauptsächlich gedanklicher Art, scheint mir. Beim Frühstück waren meine Ohren am Nebentisch hin- und hergerissen zwischen rechts und links. Rechterhand saß ein Paar aus zwei schwäbischen 40+ Damen, auf der linken Seite zwei Frauen, eher 50+, norddeutscher Provenienz, von denen die eine eindeutig einen Laberkasper gefrühstückt haben musste (auf dem Buffet fand sich jedoch kein weiterer), denn sie redete ihre Begleitung in Grund und Boden. Inhalt waren küchenpsychologische Weisheiten über ihren Freundes-, Nachbar- und Bekanntenkreis. Und der wirkt ausgedehnt. Es gipfelte in einer meiner Lieblingsredewendungen "Wie sind wir eigentlich darauf gekommen?", ehe sie ihr glitzerrosaummanteltes iPhone plus und ihre mit Glitzer-Pailletten-Fell-Gemisch verzierte Tasche ergriff und fortzog. Auf der anderen Seite ging es bei der Schwabenfraktion hauptsächlich um Ernährung. Nicht etwa Maultaschen. Nein, es ging darum, dass die Heilpraktikerin empfehle, auf Milchprodukte zu verzichten. Vor dem zweiten Weltkrieg sei es gar nicht üblich gewesen, so viel aus Milch zu essen. Das habe "erst Adolf gebracht". Ich kann mich nicht entsinnen, in Geschichtsbüchern von übertriebenem Milchkonsum zwischen 1933 und 1945 gelesen zu haben. Eigentlich habe ich besonders die Jahre nach 1940 eher mit Not, Verzicht und l'ersatz in Verbindung gebracht. Liegt aber vermutlich an meiner schlechten Schul- und sonstigen Bildung. Abitur in NRW, Studium in Berlin, da sind uns die Stuttgarter natürlich um Längen voraus. 
Unnötig zu erwähnen, dass die mitteilungsbedürftige Dame von links auch den Spa-Bereich rhetorisch niederdrosch. Sie habe "schon so viele Babor-Anwendungen gehabt".

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