Dienstag, 14. März 2017

Schwarmdummheit

Eigentlich bin ich krank. Einer der seltenen Momente, in denen ich Fieber habe. Wäre ich männlich, unterhielte ich wahrscheinlich mein Publikum damit, wie unglaublich schlecht ich mich fühle. So hoffe ich nur, zur Gerhard Henschel-Lesung morgen Abend wieder auf dem Damm zu sein. Das Gelingen des Projektes wird zum einen dadurch wahrscheinlicher, dass ich heute das Haus bzw. das Bett hüte. Außerdem tragen zwei gut gelaunte Ferienkinder zur Genesung bei. Der Sohn hat mir sogar schon Tee gekocht. Was mich allerdings ganz sicher schnell gesunden lässt, ist die Erheiterung über einen Eltern-E-Mail-Thread. Sie mögen zwar Eltern von Digital Natives sein, doch sie selbst sind es nicht einmal annähernd. Sie schicken einer nach dem anderen ihre Kündigung des Schulvereins an eine Adresse für Ankündigungen der Schule, die sich Friends@... nennt, und echauffieren sich dann wahlweise, dass alle sie lesen oder dass sie alles lesen müssen. Am Ende ergehen sie sich sogar in Verletzung des Datenschutzes. Mich wundert nur, dass noch niemand juristische Schritte angekündigt hat. Selbst die Aufforderung einer Schuloffiziellen mit dem Betreff "Stopp" hält einen Gutteil nicht von lustigen Mails an alle ab. Dabei hätte ich gedacht, dass Stopp spätestens ab der ersten Klasse funktioniert. Der Wahrheit die Ehre finde ich es ganz spannend, wer demnächst alles Abitur macht, wegzieht oder aus sonstigen Gründen nicht mehr bereit oder in der Lage ist, den Vereinsbeitrag zu entrichten. Vielleicht so etwas wie "Berlin Tag und Nacht" für Ältere. Besonders gefreut hat mich in diesem Zusammenhang die Gratulation eines Vaters an eine ihm unbekannte Tochter eines anderen Vaters zum Abitur. Denn das ist es, was wir doch alle brauchen: etwas Wärme in dieser virtuellen Welt.

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