Freitag, 17. März 2017

Und immer so weiter

Meine Kinder sind Kummer gewohnt, aber gestern Abend erschien ich ihnen über Gebühr missmutig. Ich kam nach Hause und fand das übliche Chaos inklusive dem gewohnt geplünderten Kühlschrank vor. Es gab also keinen besonderen Grund, mich aufzuspulen. Wahrscheinlich sprach der Neid aus mir: die Brut faulte ferienbedingt herum, während ich - immer noch ein wenig angeschlagen - arbeiten musste. Zum Auftakt nörgelte ich. Die Kinder reagierten auf die übliche Weise: die Tochter zog zum Aktuell Amtierenden, der Sohn versuchte sich vor der PlayStation unsichtbar zu machen. Sein Schicksal, dass er meinen Unmut wieder exklusiv abbekam. In meinem Bestreben, den Staubsauger zu übertönen, musste ich schon recht laut meckern. Hatte der Sohn doch vor ein paar Tagen bemerkt, dass es "ganz schön dreckig" sei, als er versuchte, ein unter die Küchenzeile gekullertes Geldstück zu requirieren. Wenn er daraus eine Handlungsanweisung ableitete, dann sicherlich nicht für sich (oder seine Schwester). Ich passte mich meiner Zielgruppe (n = 1) gut an, fand ich, indem ich mit Prozentrechnung argumentierte, manch' einer nennte es eher fluchen. Es sei nicht fair, dass ich nur etwa 10% des Drecks produziere, aber 95% der Reinigung übernehme (Angaben in hanseatischem Understatement gerundet). Die Kraft meiner Worte verhallte, ihn störte eher der Krach. Er verzog sich in sein Zimmer. Es wirkte übrigens nicht deeskalierend, dass ich nicht weiß, wo man die blöde PS 4 ausschaltet, die er natürlich anließ. Ein Wort von ihm und man hätte heute in der MOPO von einem Familiendrama in St. Georg gelesen. Doch solche Patzer unterlaufen ihm nicht, dazu ist er zu sehr Zweitgeborener. Ich meckerte also ungehört. Die kathartische Wirkung des Aktionismus blieb aus. Mir wäre danach gewesen, das töchterliche Modell aufzugreifen und zum Herzbuben nach Hoheluft zu fliehen. Eine Fahrgemeinschaft wäre allerdings auch doof. Dann eben weitermachen.

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