Mittwoch, 23. Dezember 2020

Menüfolge

Irgendwie war die Idee entstanden, Moussaka zu kochen. Die genaue Genese des Menüplans kann ich nicht mehr rekonstruieren. Wichtig ist es in jedem Fall, kurz vor den Feiertagen noch etwas Hochkalorisches auf dem Speiseplan zu haben. Wer weiß schon, wann es wieder etwas gibt? So scannte ich heute also meine Kochbücher, um ein passendes Rezept zu finden. Der Sohn empörte sich: „Mama, Du musst endlich mal im 21. Jahrhundert ankommen. Rezepte sucht man nicht in Büchern, die guckt man sich auf YouTube an.“ Da mir das andauernde Blöken irgendwelcher englischsprachiger Stimmen aus den Telefonen der Brut jedoch ein wenig auf den Geist geht, war ich nicht allzu angetan von seinem Vorschlag. Halbherzig kritisierte ich, ich habe die Mengenangaben lieber schwarz auf weiß. Versiert zeigte er mir, welche Stelle ich antippen müsse, um die Zutatenliste zu erhalten. Habe ich natürlich sofort vergessen. Überzeugt war ich erst, als er einen englisch (was sonst?) sprechenden Griechen aufgetan hatte. Akis Petretzikis oder so sprach in seinem Vortrag so wunderbar von diesem „Diss“, von „Besssamel Sauce“, „Vetzetabels“, „Aubertzines“, „Chreat (200°)“ und ähnlich schönen Dingen, dass ich beim Video backen blieb. Schade nur, dass kein „Tzicken“ in den Moussaka-Zutaten enthalten ist. Noch bevor ich mit dem Kochen anfing, wurde der Sohn leider in wichtiger Mission von zu Hause weggeholt. Ich musste also alleine mit Akis klarkommen. Fast sklavisch hielt ich mich an die Anweisungen des großen Meisters. Nur dass ich eine etwas größere Menge herstellen wollte. Der Authentizität wegen verzichtete ich nicht einmal auf Zimt und Muskat. Während ich im „Aubertzinen“-Dunst stand, erreichte mich eine Nachricht des Sohnes: „Kannst du mir ein Stück Moussaka aufheben, falls du das machst?“ Das sollte gehen, schließlich hatte ich mehr als das, was für die griechische Familie reichen muss. Wenn ich damit außerdem in der Generation Z meine digitale Kompetenz unter Beweis stellen kann, sind es umso besser investierte Kalorien. Und wirklich vom Munde absparen mussten wir uns auch nichts - obwohl das „Diss“ wie angekündigt wirklich „delissious“ war, blieb mehr als ein Drittel übrig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen