Freitag, 11. Dezember 2020

... heißa, dann ist Urlaubstag!

Mehr denn je ist die Fähigkeit gefragt, sich an kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen. Zum Glück ist mir als Vizeweltmeisterin des Zweckoptimismus‘ in dieser Hinsicht einiges in die Wiege gelegt. Dennoch gestehe ich, nach bald zehn Monaten ununterbrochenem Home Office ohne nennenswerten Ausgleich oder gar Perspektivwechsel beständig trübtassiger geworden zu sein. Selbstverständlich ist mir bewusst, auch ohne Urlaub im Süden ein sehr privilegiertes Leben zu führen. Doch Glück, Freude und Zuversicht sehen eben anders aus. Um mich gerade zu dieser dunklen Jahreszeit nicht weiter in depressive Tiefen ziehen zu lassen, liste ich innerlich den einen oder anderen positiven Aspekt auf: Zum Beispiel die Kolleginnen, die sich dieser Tage in den Mutterschutz verabschieden, ohne dass wir sie jemals schwanger gesehen hätten. Wenn demnächst die Kinder da sind, kommen sie - mehr als ohnehin - einem Wunder gleich, das ein wenig an die Weihnachtsgeschichte erinnert. Toll! Dass wir uns diese Saison nicht in kilometerweit entfernte Post-Shops mit tieferbegabten Mitarbeitern quälen müssen, weil unsere Pakete, wenn nicht gar von uns selbst, dann auf jeden Fall von unseren nebenan heimarbeitenden oder unterdessen arbeitslosen Nachbarn angenommen werden. Hervorragend! Weil ich Kaffeepausen zwar nicht mehr auf dem Balkon verbringen kann, aber in ihnen zusätzlich zum Heißgetränk hübsche, selbstgebackene Kekse verhaften kann. Lecker! Dass ich am Montagabend eine Zwei-Haushalts-Fritierparty geben werde, bei der alles ins heiße Fett geworfen wird, das mir passend erscheint. Großartig! Weil mir das Kniffel-Orakel ein derart rosiges Liebesglück vorhersagt, dass mir dauergewinnende Spielpartner schon fast leid tun können. Spitze! Dass ich zwar nicht müßig in Cafés sitzen oder gar nach Spanien entschwinden kann, wie ich es in den letzten zehn Jahren zur hiesigen Dezembertristesse hielt, aber dennoch von Montag bis Weihnachten den Wecker ausschalten kann, weil ich Urlaub habe. Ausschlafen, Herumtrödeln und noch mehr Essen. Klasse! Oder, um es wieder einmal mit dem großen David Byrne zu sagen: Reasons to be cheerful.

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