Mittwoch, 25. Oktober 2017

Früher war alles schlechter

Es soll Menschen meines Alters geben, die digitale Kommunikation als Teufelszeug verdammen. Ich gehöre nicht dazu. Ich freue mich zu wissen, dass die Tochter noch lebt, wenn sie meine Instagram-Bilder mag. Der (das?) Like kommt eigentlich immer innerhalb von Sekunden. Meist ist es ein Fotofinish zwischen ihr und unserem Bundestagsabgeordneten, wer als erster den Doppelklick schafft. Unterdessen poste ich manchmal Bilder, um ein Lebenszeichen (der Tochter!) zu provozieren.
Noch ergiebiger und erfreulicher ist jedoch die Kommunikation über WhatsApp. Nachts um 4:10 Uhr erhält man Sprachnachrichten, in denen sie sich nach meiner Einstellung zu Homöopathie erkundigt. Dass ich sie überhaupt bemerke, liegt an einer schlechten Nacht meinerseits. Die Panik über Nachrichten um diese Uhrzeit währt zum Glück nur kurz; eben, bis ich sie abgehört habe. Ich vermute, das WLAN bei ihrem Freund ist nicht zu jeder Zeit stabil. Eigentlich dächte ich, das sei im Alter der Tochter ein Trennungsgrund. 
Wie gut, dass ich den Sohn mehr live erleben kann. Er hat es nicht so mit der digitalen Kommunikation. Dafür erkundigte er sich fürsorglich, ob ich ihn und sein Gerumpel denn während der schlafarmen Nacht gehört habe. Musste ich leider bejahen. Er brummelte etwas wie, war ja klar mit den Fledermausohren. Ich begann meinen Unmut auszudrücken, so schlimm sei deren Form gar nicht, außerdem habe er die gleichen... Er so: „Nein, Mama, Du hörst so verdammt gut. Wie Fledermäuse eben.“
Hat man schon schönere Komplimente von Söhnen gehört?

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