Freitag, 6. Februar 2015

Wahlkampf

Winterhude ist nicht meine Hood. Gestern hatte ich es eilig, dort wegzukommen. Um eine langsame Passantin zu überholen, musste ich wegen eines recht schmalen Bürgersteigs auf ein umgekipptes Wahlplakat treten, das auf dem Trottoir lag. Ob es mutwillig von Menschenhand oder vom Schneesturm umgeworfen wurde, kann ich nicht sagen. So oder so war ich gezwungen, Dr. Jens Soundso in die Visage zu treten. Fiel mir insofern nicht schwer, als er kein Vertreter einer von mir favorisierten Partei ist. Blöd war nur, dass ich auf der rutschigen Plakatoberfläche ins Straucheln kam und beinahe hingefallen wäre. Was die überholte Dame zur Äußerung eines vermutlich vielsagend gemeinten "Jaha!" bewegte. So blieb mir neben anhaltenden Hüftschmerzen den ganzen Tag die Frage erhalten, was die Aussage der kurzen Bemerkung sein sollte. "Das passiert, wenn du dem netten Abgeordneten meiner Präferenz in die Fresse trittst?" oder "Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort?" oder "Das ist, was wir von der Politik bekommen, dass wir auf die Nase fallen?" oder "Hättest du das Plakat nicht lieber wieder ordentlich aufgestellt?" Ich weiß es nach wie vor nicht. Nur eines ist sicher: Mitleid war es nicht.

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