Montag, 10. August 2020

Besenrein

So sehr ich Sommer mag, hat die ewige Nörglerin in mir natürlich doch ein paar Kritikpunkte:
Da wäre zum einen das wärmeinduzierte Hirnvakuum, das sich nicht recht mit einem prall gefüllten Pflichtenheft Arbeit vertragen will. Außerdem kommt es zu übertrieben viel nachbarschaftlicher Präsenz in meinem Balkonumfeld. Diese im Zweifel auch von den weniger Guten unter ihnen. Zusätzlich verlangen die Balkonpflanzen in schnellster Taktung nach Wasser. Wer meine grüne Hölle und die amtierende Gießkanne kennt, weiß, dass dies mit viel Bewegung treppauf, treppab verbunden ist. Das wiederum sollte eigentlich bei höheren Temperaturen vermieden werden. Doch was soll‘s? Der Sommer ist schließlich kurz. C’est le nord! Was den Wasserverbrauch angeht, ist es wahrscheinlich ein Nullsummenspiel: das Mehr an Pflanzenbewässerung wird durch ein Weniger an Toilettenspülung ausgeglichen. 
Was allerdings wirklich störend ist, sind die vielen Mücken und die damit verbundenen Stiche. Irgendetwas strahle ich wohl aus, jedenfalls umschwärmen sie mich wie Motten das Licht. Zum Dank verpassen sie mir dann noch anständig Stiche. Am Wochenende gab es bereits die ersten Beschwerden: man halte sich schon extra in meiner Nähe auf und werde dann dennoch gestochen. Die Einhaltung der Abstandsregeln bringt eben nicht nur Vorteile. Ein Mückenmagnet zu sein, führt zu dem Dominoeffekt, dass sich auch Spinnen gerne in meinem Dunstkreis aufhalten, denn wo ich bin ist nicht nur vorne, sondern auch Nahrung. Ein Morgen im Bett entwickelt sich so schon einmal zu einem echten Morgengrauen, wenn eine fette Spinne (sie muss ein gewisses Kaliber haben, wenn ich sie in der Dämmerung, schlaftrunken und ohne Sehhilfe erkenne) sich Luftlinie noch anderthalb Meter von meinem Kopf entfernt weiter auf mich zu bewegt. Brave Mutter einer Vegetarierin und eines Tendenzveganers, die ich bin, habe ich den Achtbeiner aus dem Fenster in die Freiheit expediert. Seitdem frage ich mich, ob die gewonnenen Karmapunkte oder das Sprichwort mit Kummer und Sorgen stechen. Zumal die Dämmerung noch nicht so fortgeschritten war, als dass sie nicht noch als Nacht oder Abend durchgegangen wäre. Ich vermute, die nächsten Tage werden es zeigen.

(Weiterer Pluspunkt: zum ersten Mal habe ich den Oleander zum Blühen gebracht.)

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