Freitag, 8. Mai 2020

Vorsichtiges Resümee

Zum Glück lebe ich in Teilen ein so privilegiertes Leben, dass ich selbst der schaumgebremsten Situation ein paar positive Seiten abgewinnen kann.
Was ich ganz sicher vermissen werde, sobald es in unser aller Tagesabläufe wieder etwas bekannter wird, werden die Kaffeepausen auf dem Balkon in der Sonne sein, werden die Mittagspausen mit Tischtennis sein, wird der intensivere Kontakt zu meinen Kindern sein (wie sonst erführe ich solch‘ schöne Äußerungen wie die des Sohnes letzthin: „Mama, du guckst jetzt an zwei Tagen hintereinander so Kriegs- und Nazisachen. Ich habe das genau bemerkt!“), wird die Verpflichtung zur strikten Einhaltung meiner Arbeitszeiten sein und wird die Ruhe sein, die nicht durch alle dreißig Sekunden an unserem Haus auf Kopfsteinpflaster vorbeischreddernde Rollkoffer gestört wird.
Was ich zu meiner eigenen Überraschung nicht vermisst habe und nicht vermissen werde, ist die Ruhe durch die lahmgelegte Kita nebenan und durch die fehlenden, an meinen Küchen- und Wohnzimmerfenstern vorbeimarodierenden Tages- und Abendschüler. Vielleicht sogar ihre hastig zwischen U-Bahn und Schule inhalierten Joints, die mir - schlechte Fenster sei Dank - die Illusion gaben, kontaktstoned zu sein. 
Was ich ganz sicher nicht vermissen werde, ist dieser Blick des Gegenübers, in dir nur einen potentiellen Ansteckungsherd zu sehen, ist die allgemeine Tendenz, die Vernunft auszuschalten, ist die Fresse Christian Lindners und der untersagte, echte Kontakt zu Euch.
Was ich nach diesen Wochen - egal, wie viele es am Ende sein werden - nie wieder hören möchte und wir hoffentlich nicht hören werden, weil doch noch ein Rest Verstand übrig bleibt (lasst mir doch zumindest diese Illusion!): Dass es zwingend notwendig sei, aus welchen Gründen auch immer, Schule hierzulande nicht später als 8 Uhr beginnen zu lassen.



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