Mittwoch, 27. Februar 2019

Dass es sowas noch gibt

Die geschmackvolle Foto-Lovestory, sie lebt noch. Davon konnte sich der Chef am Wochenende überzeugen und ließ uns netterweise teilhaben.

Was hier orthographisch nicht ganz nach dem Buch lief, wurde künstlerisch mehr als kompensiert.

In der Folge überzeugt die Bildkomposition etwas weniger. Dafür kann der wirksam eingesetzte Casus-Fehler spannende Akzente setzen. Schön auch die Wendung, dass „Natherlie“ dem Leben (ach, nein: den Leben!) des Schreibers eher Sünde als Sinn beschert.

Unser Romantiker läuft zu Hochform auf. Auch der weitgehende Verzicht auf Interpunktion schafft Aufmerksamkeit. Der Inhalt zählt - und er wird pointiert herübergebracht.

Hier hat ihn (ihm?) verständlicherweise die Emotion übermannt. „Tun“ ist in seiner Einsilbigkeit natürlich nicht ausdrucksstark genug. Da „glücklich“ die Hauptaussage zu sein scheint, erfordert die künstlerische Freiheit geradezu, es groß zu schreiben.

An dieser Stelle wechselt der Künstler den Untergrund. Und er tut wohl daran. Wie hätte er besser zum Ausdruck bringen können, dass er sich wie heute an „Natherlies“ Warnung erinnert? M beherrscht die Materie offenkundig wie kaum ein Zweiter. Dass er die Groß- und Kleinschreibung als zusätzliches Stilmittel einsetzt, zeigt seine ganze Klasse.

Ab hier demonstriert M seine ganze Bandbreite. In Momenten der größten emotionalen Tiefe gelingt ihm alles: Komposition, Orthographie und sogar Interpunktion. Bitte achten Sie auf das Herz links unten.

Um etwaiger Monotonie vorzubeugen (unbegründet, selbstverständlich), wird an dieser Stelle wieder ein Materialwechsel vorgenommen. Weniger künstlerisch veranlagte Kollegen mutmaßten, Ms weiße Spraydose sei kurz vorher aufgebraucht gewesen (daher das nicht ausgefüllte weiße Herz der letzten Sequenz). Das wird dem Künstler jedoch in keiner Weise gerecht. Er widerlegt diese These in seinem nächsten Werk, dem fulminanten Finale:

Absolut verständlich. Wie könnte er auch? Es ist wohl der geringen Weitsicht der Kollegen geschuldet, dass sie nach Ansicht des finalen Oeuvres die Theorie aufstellten, M sei Mechatroniker. Geht es doch ums Weltall. Auch wenn mich dieses Ausmaß an Kleingeistigkeit ein wenig erschreckte, weiß ich doch, dass ich wieder in einem ästhetisch anspruchsvollen Umfeld zuhause bin. Mit einem Schöngeist als Chef.







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