Montag, 21. Mai 2018

Pfingsten

Es hätte so schön sein können. Das Wetter entsprach der Vorstellung von Feiertagen im Mai. Am Pfingstsonnabend schnell noch ein Fahrrad gekauft, das mich trainiert und leichtgängig ist. Trotz Neuerwerbs plante ich, den weiten Weg in Hamburgs Nordwesten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Vielleicht der erste Fehler des Wochenendes. Schienenersatzverkehr gepaart mit diversen Baustellen und Rettungseinsätzen verlängerte die Reisezeiten merklich. Egal, an Feiertagen gibt’s keine Eile. Als ich dann Sonntagnachmittag/-abend beschloss, einen kleinen Ausflug mit dem neuen Rad zu unternehmen, wurde ich erstmals missmutig. Das Schloss, für das ich mich auf Anraten des Fahrradhändlers entschieden hatte (eigentlich hatte ich ein hübsches, quietschgrünes ausgewählt, von dem mir der Verkäufer - wahrscheinlich aus Provisionsgründen - abriet und stattdessen ebendieses empfahl), ließ sich anfangs nicht öffnen und anschließend ohne fremde Hilfe nicht schließen. Es gibt weniges, bei dem ich die Geduld verliere. Wenn Technisches nicht funktioniert, werde ich jedoch schnell laut und ungehalten. Ein Phänomen, das den Sohn stets zu Kommentaren veranlasst. Was mich umso mehr auf die Palme bringt. Als Gebrauchsanweisung brachte das Schloss lediglich Hinweise zur Installation am Rad mit. Vom Öffnen und Schließen war nicht die Rede. Na, toll! Während ich fluchte („Muss man für das verkackte Schloss Maschinenbau studiert haben, um es nutzen zu können?“), versuchte die Tochter sich daran. Auch sie scheiterte. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob mich diese Tatsache weniger oder mehr erboste. Anders als ihre Mutter erging sie sich nicht in Flüchen, sondern googelte, wie sich das Modell Trelock 480 schließen lässt. Das kluge Kind. Blöd nur, dass sich das Internet in dieser Hinsicht als unbrauchbar herausstellte. Bleiben wir also doch bei Pranks und Schmink-Tutorials. Zu allem Überfluss klingelte es. Die Nachbarin auf der Suche nach Holzkohle. Auch sie musste meine Tiraden über sich ergehen lassen. Konnte allerdings nur wenig sachdienliche Hinweise geben. Wenigstens hatte das Intermezzo zur Folge, dass ich mich etwas beruhigte. Dann klappte es auch mit dem Schloss. Nur dass es unterdessen schon zu spät für die Tour war. Ganz auf Normalnull war ich noch nicht wieder, als ich statt eines Ausflugs die verdörrten Äste der Mandelbäumchen abknapste. Fast das Gleiche. Als ein Nachbar dazu einen Spruch brachte, hätte ich ihm Volley eine drücken können. Man muss es auch nicht übertreiben mit der christlichen Nächstenliebe, finde ich.

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