Montag, 14. Mai 2018

Damals

Früher in meiner Jugend und Kindheit - damals, als noch nachgeschenkt wurde - galten Orthopäden aus Gründen als die etwas robusteren unter den Ärzten. Der eine oder andere fand sie sogar noch hemdsärmeliger als Chirurgen. Wer einmal halbwegs wach in einen orthopädischen OP-Saal hereingerollt wurde und die Werkzeuge an den Wänden gesehen hat, bekommt solche Vorurteile irgendwie bestätigt. 


Zu früheren Zeiten war diese Berufssparte meiner Erfahrung also nach nicht allzu bekannt für allzu viel Gefühliges. Umso überraschender, wenn mir heute ein Orthopäde erklärt, er von sich aus sei sofort bereit zu einer Operation, ich müsse das aber fühlen. Sonst hätte die Operation wegen des negativen Karmas keinen Wert. Nie, nie hätte ich ähnlich Transzendentales von jemandem erwartet, dem man zusätzlich zu seiner Berufswahl auch den American Football-Spieler ansieht („Sind Sie mit Maximilian von Garnier verwandt? Mit dem war ich bei den Blue Devils.“). Immerhin, seine überrascht-negative Reaktion auf mein Röntgenbild war gewohnt kernig. Man will ja nicht in allen Grundfesten erschüttert werden.

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