Samstag, 25. November 2017

Kleine Freuden

Stand gestern sieht die aktuelle Bedürfnispyramide des Sohnes folgendermaßen aus: ganz oben steht ein Smoking, dann folgen Schuhe und unten sind Rasierschaum, Deo und Shampoo zu finden. Diese Reihenfolge kommt wohl dadurch zustande, dass er den gestrigen Nachmittag damit verbrachte, auf seinem Laptop alte James Bond-Filme zu sehen. Danach meinte er, er brauche unbedingt einen Smoking. Überhaupt besitze er kein einziges Stück, das smokingkompatibel sei. Ein unmenschliches Schicksal für einen Siebzehnjährigen. Den Schuhnotstand finde ich nachvollziehbar. Hat er doch tatsächlich kaum einen Schuh, der nicht löchrig ist. In Sachen Hygieneartikel bin ich nicht vollständig überzeugt. Der schnelle Verbrauch meiner entsprechenden Produkte erklärt sich nicht gänzlich durch Eigenbedarf. Aber wer will schon wieder kleinlich sein?
James Bond jedenfalls ist aktuell der Größte. Sean Connery hier, Sean Connery da. In meinem Neid über so viel Begeisterung erwähnte ich beiläufig, Connery bedeute in französischer Aussprache „Blödsinn“. Dies wurde als miese Verschwörungstheorie abgetan. Einzige Zugeständnisse des Sohnes: das Idol rauche in den Filmen übertrieben viel, und sein Verhalten Frauen gegenüber sei schon etwas „Borderline-rapey“. Für mich wäre das ausreichend, einen Schauspieler oder zumindest seine Rolle unsympathisch zu finden. Aber wahrscheinlich bin ich kleingeistig. Wieder einmal. Zum Glück scheint man mir meine Defizite nicht auf den ersten Blick anzusehen, denn auf dem U-Bahnsteig wies mich heute die Klassenlehrerin einer ebendort auf die Bahn wartenden, etwa fünften Klasse vorauseilend darauf hin: „Wir fahren nicht weit, aber steigen Sie lieber woanders ein!“ Manchmal läuft‘s.

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