Sonntag, 5. November 2017

Von mir haben sie das nicht!

Eigentlich ein schönes Wochenende, denn ich durfte die Tochter wiedersehen. Und sogar für länger als die Dauer einer Dusche. Genau genommen half sie mir sogar, das Ikea-Sofa im Zimmer des Sohnes resp. Bruders aufzubauen. Zwischenzeitlich konnten wir wunderbar zweistimmig fluchen. Es war allerdings kein Kanon. Sie echauffierte sich, die blöden Bilder seien wenig hilfreich, was spreche gegen eine Anleitung auf Englisch? Ich fluchte über die mitgelieferten scheddrigen Werkzeuge, mit denen man angeblich alles aufbauen können soll. Als unser Werk endlich vollbracht war und der Sohn von seiner Verabredung zurückkehrte, war er nicht angemessen angetan, mussten wir feststellen. Er fand, das Sofa zerstöre die Anmutung einer "Ergotherapiepraxis". Ich versuchte es mit billigen Müttertricks, er müsse serviceorientierter denken und dort auch einen Wartebereich einrichten. Nein, er habe nur Stammkunden, mehr wolle er nicht und die müssen auch nicht warten. Manchmal ist mir meine Brut sehr fremd.
So auch, als ich die Tochter später abends noch einmal traf - ein Sechster im Lotto gar. Sie war den Tränen nahe. Ich befürchtete, ihr Freund habe mit ihr Schluss gemacht und sie finde das im Gegensatz zum Letzten nicht "fresh". Stattdessen stellte sich heraus, ihr war das Handy heruntergefallen und es sagte nichts mehr außer bunte Farben auf dem Display anzuzeigen. Goldene Zeiten, als man sie Nummer des Freundes nachts um drei noch auswendig konnte! Über Freundinnen, deren Nummern in meinem Telefon gespeichert waren, mussten wir uns die Nummer des Freundes schicken lassen. Ich rechnete schon gar nicht mehr mein gutes Stück wiederzubekommen, denn anschließend musste natürlich die Nummer ausprobiert werden. Länger. Doch irgendwann bekam ich es wieder, weil sie ihn lieber live sehen wollte. Ich gerierte mich als überängstliche Mutter, denn es war mir nicht recht, sie gegen ein Uhr nachts noch ohne Handy bis zur Bahn laufen, U-Bahn fahren und dann zu ihm gehen zu lassen. Sie guckte mich sehr komisch an, als ich ihr ein Taxi bestellte und ihr das Geld dafür gab. Für das Geld hätte man sich wahrscheinlich drei Zigarettenpackungen kaufen können (ich kenne den Kurs nicht so genau). Von ihr erntete ich wenigstens nur überraschte Blicke. Der Sohn hingegen fand meine Aktion am nächsten Morgen vollkommen unnötig. Es endete damit, dass ich ihn anquakte, mit meinem Geld könne ich machen, was ich wolle. Ich sei schließlich die Einzige in unserem Haushalt, die es selbst verdiene.
Pädagogisch nicht ganz 1A, weiß ich schon...  

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