Es mochte heißen: „Sie bewegen sich mehr als sonst um diese Uhrzeit“, doch Herbsttristesse und das Konzept geschlossener Schuhe gewannen am Ende die Oberhand.
Ich entschied nach der Erfahrung aus den vorangegangenen Tagen, den anthrazit-getünchten Sonntag mit nicht mehr Aktivität als nötig zu verbringen. Nur mit Zeitung Lesen und dem üblichen Ausgießen der Outdoor-Blumentöpfe; das musste reichen. Als meine Stimmung wieder zu kippen drohte, beschloss ich, doch einen höheren Gang einzulegen und tauschte todesmutig in schwindelerregender Höhe die Glühbirne an der Küchendecke aus. Meine Energie und Körpertemperatur stiegen vor allem darüber an, dass ich mich ärgerte. Erstens darüber, dass der Nachbar, als er sich vor nicht allzu langer Zeit meine Leiter auslieh, als Gegenleistung ankündigte, er werde den nächsten und überhaupt jeden Glühbirnentausch mit Leitereinsatz bei mir übernehmen. Um dann kurz nach dem Versprechen auszuziehen. Zweitens - und das wiegt viel schwerer - dass es wieder einmal ein Tag im August war, an dem es zwischen vermeintlichem Sonnenauf- und Untergang nicht hell wurde. Eben so dunkel, dass die Zeitung nicht ohne künstliches Licht gelesen werden kann. Wir nähern uns wieder bedenklich dem Zirkelbezug. Von trüben Tagen kommen im echten Herbst noch mehr als genug, fürchte ich. Immerhin sollte die Lebensdauer der neuen Glühbirne auch dafür ausreichen, sagt die Zweckoptimistin in mir.
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