Montag, 8. März 2021

Trendlinie

Gerade als ich ein kleines bisschen Hoffnung hatte, es könnte jetzt ein wenig aufwärts gehen, werden aus einem vergleichsweise großen Vorrat an Pappnasen mit Spahn und Scheuer zielsicher die zwei größten Pfeifen für die Task Force ausgewählt. Nun ist sichergestellt, dass wir verloren sind.
Dabei war ich im Kleinen doch etwas zuversichtlicher, denn ich habe echte Menschen gesehen. Nicht nur gehört, nicht nur auf dem Bildschirm; nein, hier vor Ort und live. Sogar Menschen, die nicht aus meinem Haushalt kommen. Keine Sorge, nichts Illegales, keine Umarmungen, keine Küsse und schon gar kein trautes Anhusten. Aber spontanen Besuch. Anfangs kam mir die Situation ungewohnt distanzlos vor. Zum Glück kann ich auf eine lange Lebenserfahrung vorher zurückgreifen, so dass sie sich schnell wieder vertraut anfühlte. Ich kann noch für einen Moment die Arbeit liegen lassen, Gastgeberin sein, Plätze und Tee anbieten, mich für Unordnung schämen. Diese Erkenntnis freute mich fast so sehr wie der eigentliche Besuch. Ich hoffe sehr, Jüngere schaffen das dann auch - und erleben in nicht allzu ferner Zukunft ebenso frohe Momente. 
Als hätten die Herren Spahn und Scheuer nicht zur Ernüchterung gereicht, schwand meine Zuversicht gestern beim Alsterspaziergang. Wir hatten uns vorher eine Route überlegt, die uns zwar einen Blick aufs - wenn auch trist bleigraue - Wasser erlaubte, aber nicht in den Bereich der Maskenpflicht kam. Dennoch wurden wir von entgegenkommenden Passanten oft und gerne uncharmant an die Bedeckung von Mund und Nase gemahnt. Was wir widerlegten, aber was selbstverständlich kein Gehör fand. Das hätte ich ohne Probleme unter normalem Alltag verbuchen können. Was ich weniger verständlich fand: Von der anderen Seite konnten wir sehen, wie zwei berittene Polizistinnen auf dem „echten“ Alsterweg Nicht-Maskenträger nicht nur ermahnten, sondern gleich Personalien aufnahmen und vermutlich sogar Bußgelder kassierten. Wer jetzt denkt „Ist doch richtig so!“, dem sei gesagt, dass die beiden Ordnungshüterinnen selbstverständlich keine Masken trugen. Wie gut, dass ich mir bereits im Herbst gesagt habe, dieser Wahnsinn wird noch ohne Pause bis Ostern so weiter gehen. Ab dem 6. April kann ich nicht mehr garantieren, bei all‘ diesen Absurditäten nicht doch irgendwann durchzudrehen. Nur damit es hinterher nicht heißt, ich habe nichts gesagt.

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