Montag, 15. März 2021

Ein rauschendes Fest

Am Sonnabend war es endlich so weit: wir konnten unser Einjähriges feiern. Exakt 365 Tage, seit die Nachbarin und ich beschlossen, uns als einen Haushalt zu deklarieren. Beide wissen wir nicht, wie wir ohne den Zuspruch der jeweils anderen geschafft hätten, alle Absagen zu verkraften, den freudlosen Alltag zu überstehen, Pläne in den Wind zu schreiben oder uns einfach nur halbwegs bei Laune zu halten. Um diesen Jahrestag standesgemäß zu begehen, bestellten wir opulent Essen, tranken Wein (Prosecco-Hausmarke und einen Verdejo mit leckerer Pfirsichnote, von meinem Vater gestiftet) und kniffelten später. Eine orgiastische Feier eben. Wie gut, dass ich sturmfrei hatte. Die Beschallung lieferte selbstverständlich die „Fight the Virus“-Playlist. Nur eines schafften wir nicht termingerecht: den als Nachtisch geplanten Kuchen am eigentlichen Jubiläum zu schlachten. Selbst ein Espresso vermochte nicht das Völlegefühl nach Ziegenkäse mit Rote-Beete-Carpaccio und Tagliatelle mit Trüffelsoße zu vertreiben. Doch der momentan so dringend benötigte Zweckoptimismus funktionierte auch in diesem Sinne. Ein Feierwochenende kann noch mehr als ein Partysamstag. Am folgenden Nachmittag konnte der Kuchen demnach zur besten Kaffeestunde kredenzt werden. Und nicht nur er. Das eingebaute Feuerwerk kam mit ihm. Silvester an einem Sonntag im März, mehr geht nicht.

(Über die „1“ bin ich weniger stolz, dass ich die Schablone ohne Vorzeichnen aus der Hand zugeschnitten habe und sie als solche zu erkennen ist, als vielmehr, dass ich mich dabei nicht verletzt habe und unseren Ehrentag nicht in der Notaufnahme unseres beschaulichen Dorfkrankenhauses zubringen musste.)

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